Eurozone im Inflationsdilemma: EZB vor Zinssenkung?

  • Die Eurozone kämpft mit zu niedriger Inflation und möglichen Zinssenkungen der EZB.
  • Experten warnen vor Deflationsgefahr und hinterfragen Prognosen der EZB.

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Die Eurozone steht wirtschaftlich vor einer Herausforderung: Anstatt übermäßiger Inflation, droht nun das Gegenteil. Experten sind besorgt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) mit zu geringer Inflation konfrontiert sein könnte. Nach den rekordhohen Inflationszahlen, die die EZB im September 2023 zwangen, die Zinsen auf 4 Prozent zu erhöhen, zeichnet sich nun ein Rückgang der Preissteigerungen ab. Bereits im Oktober erwarten viele, dass die EZB die Zinsen auf 3,25 Prozent senkt. Dies wäre eine frühere Anpassung als ursprünglich für Dezember erwartet. Ein weiterer Rückgang der Zinssätze wird von den Märkten einkalkuliert, wobei bis zur zweiten Jahreshälfte 2024 ein Satz von 1,7 Prozent erwartet wird. Der September verzeichnete eine jährliche Inflationsrate von 1,8 Prozent, erstmals seit über drei Jahren unter dem 2-Prozent-Ziel der EZB. Jens Eisenschmidt von Morgan Stanley, ehemals bei der EZB tätig, betont die Herausforderung, die Inflationsrate über 2 Prozent zu halten. Er prognostiziert eine Halbierung des Leitzinses bis Dezember 2025, hält jedoch weitere Lockerungen für möglich. In den Jahren bis 2021 war zu niedrige Inflation häufiger ein Problem für die EZB. Von 120 Monaten fiel die Inflation in 93 Monaten unter das Ziel. Die EZB reagierte damals mit unkonventionellen Maßnahmen wie Anleihekaufprogrammen und negativen Zinsen. Ein weiteres Absinken der Preise könnte eine Deflationsspirale auslösen, warnt die EZB. Diese Situation wäre schwerer zu bewältigen als eine steigende Inflation. Die Prognosen des EZB-Personals erwarten das Erreichen des 2-Prozent-Ziels erst im vierten Quartal 2025. Dennoch gibt es Bedenken, dass die Prognosen zu optimistisch sind. Yannis Stournaras von der Bank von Griechenland vermutet, dass das Ziel bereits im ersten Quartal 2025 erreicht werden könnte. Temporäre Anstiege der Inflationsrate zum Jahresende sind jedoch statistische Ausreißer, die durch schwankende Ölpreise bedingt sind. Auf die schwache Wachstumsprognose verweisend, fügt ein Insider hinzu, dass das Risiko, das Inflationsziel zu verfehlen, ein wesentlicher Faktor in den Überlegungen der EZB sei. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bestätigte, dass die Annäherung an das Inflationstempo von 2 Prozent ihre Strategie beeinflusst. Trotzdem warnte Sebastian Dullien vom Makroökonomischen Politik-Institut, dass die EZB zu langsam handle und die wirtschaftlichen Treiber der Inflation falsch analysiert habe. Die steigenden Zinsen könnten die ohnehin schwache Wirtschaft weiter belasten.
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