Netflix konnte im zweiten Quartal dank Erfolgsserien wie "Baby Reindeer" und "Bridgerton" beeindruckende 8 Millionen neue Abonnenten hinzugewinnen, was die Einnahmen und Gewinne des Streaming-Dienstes über die Erwartungen der Wall Street hinaus steigert.
Die Neuanmeldungen erreichten den höchsten Wert für ein zweites Quartal seit 2020, als Netflix während der Pandemie ein explosives Wachstum verzeichnete. Das Unternehmen warnte jedoch davor, dass die Neuanmeldungen im laufenden Quartal niedriger ausfallen könnten als im Vorjahr, als das Durchgreifen gegen das Teilen von Passwörtern voll wirksam wurde.
Der Gewinn stieg um 48 Prozent auf 4,88 US-Dollar je Aktie bei einem Umsatz von 9,6 Milliarden US-Dollar und übertraf damit die Prognosen der Wall Street. Netflix hob zudem seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr an, was "solide Mitgliedschaftswachstumstrends und Geschäftsdynamik" widerspiegelt.
Netflix gab bekannt, dass sein werbefinanziertes Abonnementmodell nun 45 Prozent der Anmeldungen in den Märkten ausmacht, in denen es verfügbar ist, erwartet jedoch nicht, dass dieses Modell bis 2024 oder 2025 ein "primärer Treiber des Umsatzwachstums" sein wird. Die Anmeldungen für das werbefinanzierte Modell stiegen im Vergleich zum Vorquartal um 34 Prozent.
Der Erfolg von Netflix steht im Kontrast zu den weiterhin schwierigen Zeiten für die Streaming-Dienste der traditionellen Studios, die entweder unrentabel sind oder nur bescheidene Gewinne erzielen. In einem Brief an die Aktionäre wies Netflix auf die Schwierigkeiten seiner Konkurrenten hin und sagte: "Während sie stark in Premium-Inhalte investieren, sehen sie relativ geringe Zuschauerzahlen auf ihren Streaming-Diensten, während das lineare Fernsehen weiterhin rückläufig ist."
Greg Peters, Co-CEO von Netflix, sagte, dass die "oberste Priorität darin besteht, im Werbegeschäft an Größe zu gewinnen", was durch die Einstellung neuer Vertriebsmitarbeiter und den Aufbau einer eigenen Werbeplattform geschehe, die das derzeitige Microsoft-System ersetzen soll. "Das eröffnet eine ganze Reihe von Innovationen, eine bessere Benutzererfahrung und bessere Werbefunktionen", sagte er.
Paolo Pescatore, Analyst bei PP Foresight, bemerkte, dass es länger als erwartet dauere, im Werbegeschäft an Größe zu gewinnen, insbesondere angesichts der "Fülle an Daten zu Zuschauerverhalten und -gewohnheiten" von Netflix.
"Es tritt gegen noch größere Tech-Giganten mit einer riesigen Basis und Skalierung an", sagte er und erwähnte Amazon, Meta und Google. "Das dauert bei Netflix offensichtlich länger, da seine Werbebasis klein ist."
Netflix hat seiner Programmierung einmalige Sportveranstaltungen hinzugefügt, darunter ein Golfturnier, einen bevorstehenden Kampf mit Mike Tyson und zwei American-Football-Spiele zu Weihnachten, was zu Spekulationen führte, ob es einen Vertrag mit einer Sportliga abschließen würde.
Ted Sarandos, Co-CEO, dämpfte jedoch die Erwartungen an einen großen Sportvertrag. "Es ist sehr schwierig, mit großen Ligasportarten und einer ganzen Saison Gewinne zu erzielen", sagte er. "Indem wir diese Netflix [Sport]-Events veranstalten, nehmen wir nicht viel auf uns. Diese Wirtschaftlichkeit mögen wir und können damit leben."
Auf die Frage nach künstlicher Intelligenz sagte Peters, dass Netflix Technologie "ähnlich der KI" nutze, um mehr Engagement bei seinen Nutzern zu fördern, und dass neue generative KI-Technologie "die Entdeckung und Empfehlungen" für seine Kunden verbessern könne.
Sarandos meinte, dass die Auswirkungen von generativer KI auf die kreative Gemeinschaft "schwer vorherzusagen" seien.
"Viele Filmemacher und Produzenten experimentieren heute mit KI und wir müssen sehen, wie sich das entwickelt", sagte er. "Wir müssen uns auf die Qualität des Geschichtenerzählens konzentrieren."
