Shein startet €200-Millionen-Fond für Zirkularität: Nachhaltige Mode im Fokus

Shein, die Online-Fast-Fashion-Gruppe, die eine Börsennotierung in London anstrebt, kündigte die Einführung eines €200-Millionen-Fonds für Zirkularität an. Laut dem Vorsitzenden Donald Tang soll diese Initiative die Abfallproblematik in der Modebranche angehen und jüngste Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Marke zerstreuen. Das in China gegründete Unternehmen plant, die Mittel so bald wie möglich in Start-ups und etablierte Unternehmen im Vereinigten Königreich und Europa zu investieren, erklärte Tang der Financial Times. 'Unsere finanziellen Ressourcen, unsere Größe und Hebelwirkung bedeuten, dass wir eine bedeutende Rolle bei der Anwendung dieser Technologien oder Prozesse spielen können und werden,' sagte er. Die geplante Investition macht nur einen Bruchteil von Sheins $2 Milliarden Gewinn für 2023 aus. Das E-Commerce-Unternehmen, das nach einem Boom während der Pandemie in rasantem Tempo auf große Modehändler wie Zara und H&M aufschließt, wurde in seiner letzten Finanzierungsrunde mit $66 Milliarden bewertet. Investitionen könnten in junge Firmen fließen, die an recycelten Materialien arbeiten, oder in reifere Unternehmen, deren bestehende Prozesse neue oder aufkommende Stoffe nutzen, um nachhaltiger zu werden. Der Schritt erfolgt inmitten von Sheins Bestrebungen, seine Aktien in London öffentlich zu notieren, nachdem eine geplante IPO in New York aufgegeben wurde. Das Unternehmen war in Spannungen zwischen den USA und China verwickelt und sah sich Vorwürfen einer Verwicklung in Zwangsarbeit in der chinesischen Region Xinjiang ausgesetzt. Shein hat diese Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, dass es eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Zwangsarbeit verfolgt. Shein, das seinen Hauptsitz in Singapur hat, aber die meisten seiner Operationen und Lieferketten in China beibehält, prüft auch einen Notfallplan für eine Notierung in Hongkong, berichtete die FT zuvor. Tang lehnte es ab, sich zum Notierungsprozess zu äußern, der unabhängig von seinem Standort die Genehmigung der chinesischen Wertpapieraufsicht erfordert. Auf die Frage, ob der Fonds eine Reaktion auf Kritik und Bedenken hinsichtlich seiner weitreichenden Lieferkette sei, sagte Tang, er sei eine 'Fortsetzung der Bemühungen und des Weges, den wir schon seit einiger Zeit verfolgen'. Fast-Fashion-Unternehmen wie Shein stehen im Fokus von Aktivisten, die argumentieren, dass ihr Aufstieg zu einer beispiellosen Menge an billiger, minderwertiger Mode geführt hat, die auf Deponien landet. Laut der Ellen MacArthur Foundation, einer gemeinnützigen Organisation, die gegen Abfall und Verschmutzung kämpft, wird mehr als die Hälfte der Fast Fashion in weniger als einem Jahr entsorgt. Shein erklärte, dass sein On-Demand-Geschäftsmodell weniger Bestände als traditionelle Einzelhändler erfordert. Tang sagte, dass das Problem der Modeabfälle 'nicht individuell' gelöst werden könne und dass es 'nicht nur ums Geld' gehe. 'Es ist zu groß, es braucht kollaborative Anstrengungen,' sagte er und rief auch andere, darunter konkurrierende Einzelhändler, staatliche Vermögensfonds, Investoren, Politiker, gemeinnützige Organisationen und Akademiker, dazu auf, sich der Zirkularitäts-Initiative anzuschließen. Im vergangenen Monat hat Shein vertrauliche Unterlagen bei der britischen Marktaufsicht eingereicht und brachte das Unternehmen einen Schritt näher an eine möglicherweise bahnbrechende Börsennotierung für Londons sonst eher glanzlosen Kapitalmarkt. Shein hatte ein Treffen mit dem neuen Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds vor der letzten Parlamentswahl, bei der die Labour-Partei einen Erdrutschsieg errang. Labour hatte zuvor gesagt, dass London eine Shein-Börseneinführung willkommen heißen sollte, da sie höheren Regulierungsstandards unterliegen würde als anderswo. Das Unternehmen kündigte ebenfalls an, am Dienstag weitere €50 Millionen in Marken, Designer und Handwerker im Vereinigten Königreich und der EU zu investieren, die mit Shein zusammenarbeiten, sowie potenzielle Investitionen in Forschung und Entwicklung oder eine Pilotfabrik in Europa oder dem Vereinigten Königreich. Im Jahr 2022 startete Shein eine Wiederverkaufsplattform für Kleidung in den USA, die mittlerweile auch im Vereinigten Königreich und in Europa verfügbar ist, mit mehr als 115.000 gelisteten gebrauchten Artikeln.