Boeing: Schuldgeständnis ohne erhebliche wirtschaftliche Folgen

  • Boeing bekennt sich des Betrugs schuldig und zahlt eine Geldstrafe von 487 Millionen US-Dollar.
  • Analysten erwarten keine signifikanten Auswirkungen auf Boeings Aktienkurs oder staatliche Aufträge.

Eulerpool News·

Der US-Luftfahrtkonzern Boeing hat sich bereit erklärt, sich des Betrugs schuldig zu bekennen, nachdem das Unternehmen Luftfahrtbehörden über Flugsteuerungssoftware in die Irre geführt hatte, was zu zwei tödlichen Abstürzen der 737 Max führte. Trotz dieser schwerwiegenden Vorwürfe erwarten Analysten keine signifikanten Auswirkungen auf die Aktienkurse, Kreditbewertungen oder Einnahmen von Boeing aus staatlichen Aufträgen. Im Rahmen einer vorläufigen Vereinbarung mit dem US-Justizministerium wird Boeing eine Geldstrafe von rund 487 Millionen US-Dollar zahlen, von denen bereits die Hälfte beglichen wurde. Zudem muss Boeing 455 Millionen US-Dollar in Sicherheits- und Compliance-Programme investieren, die von einem unabhängigen Monitor überwacht werden. Das Justizministerium hat in den letzten 15 Jahren zunehmend aggressivere finanzielle Sanktionen gegen Unternehmen verhängt, doch Strafen haben sich oft als schwierig erwiesen, wenn sie gigantischen Konzernen auferlegt werden, die Milliardenumsätze erzielen. Trotz der Strafe stieg Boeings Aktienkurs um 1,01 US-Dollar auf 185,84 US-Dollar. Kritiker argumentieren, dass solche Vereinbarungen vermitteln, dass Gerechtigkeit käuflich sei. Prataj Chatterjee, Geschäftsführer der Watchdog-Gruppe CorpWatch, kommentierte: "Dieses Abkommen gibt den Eindruck, dass Gerechtigkeit gekauft werden kann – und das sehr billig." Boeing lehnte einen Kommentar zu dem Vorfall ab. Dennoch gehen Experten davon aus, dass Boeing weiterhin für das Pentagon tätig sein kann. Anwälte für Regierungsverträge erklärten, dass Boeing angesichts seiner strategischen Bedeutung für das Militär unwahrscheinlich vom Geschäft mit der US-Regierung ausgeschlossen werde. Boeing liefert entscheidende militärische Luftfahrzeuge wie den F/A-18 Super Hornet, den AH-64 Apache und den KC-46 Tanker, sowie das Prestigeprojekt Air Force One des US-Präsidenten. Trotz der Herausforderungen im Verteidigungssektor bleibt diese Sparte eine wichtige Einnahmequelle für Boeing. Der Aufwand für das Verteidigungsministerium, einen alternativen Lieferanten zu finden, sei prohibitiv, erklärte Jonathan Root, Kreditrating-Analyst bei Moody's. Die verhängte Geldstrafe ist aus seiner Sicht "sehr handhabbar" für Boeing. Alle drei großen Ratingagenturen haben Boeing knapp über dem Ramsch-Status mit einem negativen Ausblick eingestuft. Die Produktionseffizienz bei der Flugzeugherstellung bleibt jedoch entscheidend für Boeings Investitionsrating. Brandon Garrett, Professor an der Duke University, sieht in dem Schuldgeständnis einen Fortschritt in der Durchsetzung von Unternehmensverantwortung. Seit der Finanzkrise 2008 wurden Unternehmen häufiger strafrechtlich verfolgt. Beispiele hierfür sind BP im Jahr 2012 und Goldman Sachs 2020. Obwohl höhere Ausgaben für Compliance nicht zwangsläufig Boeings Qualitätsprobleme lösen werden, sei das Schuldgeständnis ein wichtiger Schritt nach vorne, so Garrett. Die Durchsetzung ernsthafter strafrechtlicher Konsequenzen für Unternehmen sei eine relativ neue Entwicklung.
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