Ariane 6: Europas neuer Hoffnungsträger steht bereit für den Jungfernflug

  • Ariane 6 steht bereit für den Jungfernflug nach einem Jahrzehnt Entwicklung.
  • Die Rakete soll Europas Unabhängigkeit im All wiederherstellen.

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Nach einem Jahrzehnt des Wartens soll es nun endlich soweit sein: Die europäische Trägerrakete Ariane 6 steht bereit für ihren ersten Flug ins All und soll damit die Krise des europäischen Trägerraketensektors überwinden. Am Dienstagabend, punkt 20:00 Uhr MESZ, soll der Jungfernflug vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, beginnen. Die Ariane 6 ist ein kolossales Gerät: Mit einer Höhe von 56 Metern und einem Gewicht von 540 Tonnen hat sie eine anspruchsvolle dreistündige Mission vor sich. An Bord befinden sich auch einige technische Passagiere aus Deutschland, darunter die Raumkapsel Nyx Bikini von The Exploration Company und die Satelliten OOV-Cube von RapidCubes sowie Curium One von Planetary Transportation Systems. Optimismus kommt auch aus der Meteorologie: Wetterexpertin Anne-Sophie Chassagnou von der französischen Weltraumbehörde Cnes zeigte sich zuversichtlich, dass die Wetterbedingungen am Dienstag einen Start ermöglichen werden. Bereits um 11 Uhr MESZ erfolgt ein weiteres Wetterupdate, bevor die letzten Vorbereitungen wie das Entfernen des Arbeitsgerüsts um die Rakete abgeschlossen werden. Die Entwicklung der Ariane 6 begann bereits vor zehn Jahren als Nachfolgerin der Ariane 5, die fast drei Jahrzehnte im Einsatz war. Josef Aschbacher, Chef der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa, ist überzeugt, dass die Ariane 6 den aktuellen Herausforderungen gerecht wird. Sie zeichnet sich durch ihre Modularität und Flexibilität aus und kann je nach Mission mit unterschiedlichen Boostern und Nutzlasten ausgestattet werden. Deutschland spielt dabei eine Schlüsselrolle. Walther Pelzer, Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, betonte die maßgebliche deutsche Beteiligung, besonders bei der wiederzündbaren Oberstufe der neuen Rakete. Das Vinci-Triebwerk der Oberstufe ermöglicht es, Satelliten in verschiedene Orbits zu bringen und sogar Konstellationen im Weltraum zu bilden. An der Entstehung der Rakete sind mehrere deutsche Standorte beteiligt: Bremen montiert die Oberstufe, Augsburg und Ottobrunn liefern Tanks und Teile des Triebwerks, und das Vinci-Triebwerk wurde in Lampoldshausen getestet. Mit rund 20 Prozent der vier Milliarden Euro, die das Projekt kostet, ist Deutschland nach Frankreich der größte Geldgeber. Nicht überall stößt die Ariane 6 auf ungeteilte Begeisterung. Raumfahrtexperte Martin Tajmar von der TU Dresden kritisiert, dass die Rakete trotz ihrer Neuerungen nicht auf dem neuesten Stand der Technik sei. Besonders im Vergleich zu SpaceX und deren wiederverwendbarer Falcon-9-Rakete aus dem Jahr 2015 sieht er Nachholbedarf. Hoffnung macht jedoch Esa-Raumtransportdirektor Toni Tolker-Nielsen, der ankündigte, die Nachfolgerin der Ariane 6 werde wiederverwendbar sein. Trotz aller Kritik betont Experte Tajmar die zentrale Bedeutung der Ariane 6 für Europas Unabhängigkeit im All. Denn seit dem Ende der Ariane 5 und dem Fehlschlag der Vega C im Dezember 2022 hat Europa keinen eigenen Zugang mehr zum All. Hingegen setzt Pelzer große Hoffnungen in den Erstflug als strategisch und industriepolitisch wichtiges Ereignis.
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