Europas Solarkrise: Solarwatt verlagert Produktion nach China

  • Solarwatt verlagert Produktion nach China wegen globalem Preisdruck.
  • Europäische Solarkapazitäten sinken, politische Entscheidungen gefordert.

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Deutschlands Solarwatt, gegründet in den frühen 1990er Jahren in Dresden, galt lange als Vorzeigebeispiel für Europas ehrgeizige Pläne im Bereich erneuerbare Energien. Doch nun steht das Unternehmen vor einem radikalen Kurswechsel: Nach der Eröffnung einer neuen Solarmodulfabrik Ende 2021 in Dresden, plant Solarwatt, die Fertigung nach China zu verlagern. „Es ist ein großer Verlust für unsere Mitarbeiter, aber aus wirtschaftlicher Sicht gab es keine andere Möglichkeit“, erklärt Peter Bachmann, Chief Product Officer von Solarwatt. Diese Entscheidung spiegelt die globalen Herausforderungen der Solarindustrie wider, die aufgrund eines weltweiten Überangebots an Solarmodulen unter Preisdruck steht. Dieses Überangebot hat Hersteller in Europa, den USA und China gleichermaßen gezwungen, Personal abzubauen und Projekte zu verschieben. Im vergangenen Jahr waren über 800.000 Menschen in Europa im Solarsektor beschäftigt, während in den USA knapp 265.000 in der Branche arbeiteten. Trotz der Turbulenzen in der Branche führt die Verfügbarkeit günstiger Solarmodule zu einem erheblichen Anstieg bei der Installation durch Verbraucher und Unternehmen. Laut der Internationalen Energieagentur wird die durch Solarenergie erzeugte Elektrizität bis 2028 die von Wind- und Kernenergie übertreffen. Diese Situation stellt die Regierungen vor eine heikle Aufgabe: Sie müssen erneuerbare Energien ausbauen und gleichzeitig die heimischen Produktionskapazitäten stützen, um die Energiekosten niedrig und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Michael Parr, Direktor der Handelsgruppe Ultra Low Carbon Solar Alliance, beschreibt dies als einen „delikaten und schwierigen Balanceakt“. Europas Solarmodulherstellungskapazität ist auf etwa 3 Gigawatt gesunken, was etwa die Hälfte der Kapazität von November darstellt. Dies hat ernsthafte Implikationen für die EU, die bis 2030 45 Prozent ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen möchte. Die Biden-Administration in den USA strebt bis 2035 gar an, ein vollständig kohlenstofffreies Elektrizitätsnetz zu etablieren. Trotz der bisherigen Verweigerung Brüssels, neue Zölle auf chinesische Produkte zu erheben, bleibt der Druck auf europäische Unternehmen bestehen. Der Net Zero Industry Act, eingeführt von der Europäischen Kommission im Mai, soll die sauberen Energieindustrien der EU stärken, doch Skepsis bleibt. Gunter Erfurt, CEO von Meyer Burger, betont die Notwendigkeit eines „level playing field“ und sieht Zölle als mögliche Unterstützung. Der Inflation Reduction Act in den USA hat bereits Investitionen in Milliardenhöhe in die Solarindustrie ausgelöst, doch auch dort bleibt die Unsicherheit groß. Ein möglicher Wahlsieg von Donald Trump könnte die bestehende Förderung kippen und neue wirtschaftspolitische Unsicherheiten schaffen. In der Zwischenzeit, da Solarwatt seine Maschinen teilweise in Dresden behält, liegt die endgültige Entscheidung über die Zukunft der Produktion bei den politischen Entscheidungsträgern. „Sie müssen entscheiden, ob wir völlig von Asien abhängig sein wollen oder zumindest zu einem gewissen Prozentsatz widerstandsfähig“, so Bachmann.
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