Macron wollte Frankreich vor dem rechten Rand retten – nun steht er näher an der Macht als je zuvor

Emmanuel Macron wollte Frankreich vor dem Rechtsextremismus retten. Nun ist dieser näher an der Macht als je zuvor.

2.7.2024, 08:00
Eulerpool News 2. Juli 2024, 08:00

Sieben Jahre nach seinem triumphalen Sieg über Marine Le Pen und der rechtsextremen Front National steht Emmanuel Macron vor einer neuen politischen Realität. Der 2017 mit großen Erwartungen ins Amt gekommene Präsident, der als "Retter" Frankreichs von der rechten Gefahr gefeiert wurde, sieht sich nun mit einer wiedererstarkten Le Pen und ihrer umbenannten Partei Rassemblement National konfrontiert. Der Optimismus, der Macrons Aufstieg begleitete, ist längst verflogen.

Macrons ambitioniertes Projekt, Frankreichs Wirtschaft zu revitalisieren und die internationale Stellung zu stärken, stieß auf zunehmenden Widerstand. Der Präsident und sein Team, oft als "Mormonen" bezeichnet, versuchten, eine Politik jenseits der traditionellen Links-Rechts-Spaltung zu etablieren. Doch trotz erster Erfolge, wie der Senkung der Arbeitslosigkeit und der Anziehung internationaler Investitionen, wuchs die Unterstützung für extreme Parteien wie RN und die linke La France Insoumise (LFI).

Die von Macron angestrebte Reformpolitik, darunter die Überarbeitung des Arbeitsrechts und die Abschaffung der Vermögensteuer, stieß auf heftigen Widerstand. Die Gelbwesten-Bewegung und die Covid-19-Pandemie führten zu sozialen Unruhen und einem Gefühl des Niedergangs. Zudem verschärfte die Ermordung des Lehrers Samuel Paty durch einen radikalen Islamisten Macrons Kurs in der Sicherheitspolitik.

Die jüngste Auflösung des Parlaments und die Ankündigung von Neuwahlen überraschten viele und wurden als Versuch der Klarstellung und Neuausrichtung dargestellt. Doch selbst Macrons Anhänger zweifeln an der Wirksamkeit dieser Maßnahmen. In den Umfragen deutet sich ein mögliches Patt an, was zu einer blockierten Regierung oder gar einer institutionellen Krise führen könnte.

Macrons einst strahlende Figur verschwindet zunehmend aus Wahlkampfmaterialien, und seine politischen Allianzen bröckeln. Kritiker wie Serge July und Raphael Glucksmann proklamieren das Ende des "Macronismus". Eine mögliche Regierungsbeteiligung des RN würde Macron in eine unkomfortable Machtteilung zwingen, was seine politische Handlungsfähigkeit stark einschränken könnte.

Einige Verteidiger Macrons betonen dennoch seine Erfolge in der EU-Politik und der wirtschaftlichen Reformen. Doch die anhaltenden Krisen und die Art seines Regierungsstils, der oft als "hyper-präsidial" kritisiert wird, haben tiefe Spuren hinterlassen.

Die kommenden Wahlen werden entscheiden, ob Macron seine Vision fortsetzen kann oder ob Frankreich einen drastischen politischen Wandel erlebt.

Die besten Investoren analysieren mit Eulerpool

Für 2 € sichern

Favoriten unserer Leser