Grüne Steuergutschriften als Wachstumsmarkt – Investoren setzen auf Milliardengeschäft

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Investitionsgiganten wie Blackstone und Vitol, sowie ein Filmprojekt mit dem American Football-Star Travis Kelce, nehmen auf einem schnell wachsenden Markt für grüne Steuergutschriften Fahrt auf. Mit der Zunahme dieses Marktes, der bald die 50 Milliarden Dollar-Marke erreichen könnte, positionieren sich Investorinnen und Investoren strategisch an vorderster Front. Die entscheidende Antriebskraft hinter diesem Wachstum ist das Inflation Reduction Act – ein im Jahr 2022 von Präsident Joe Biden unterzeichnetes Klimaschutzgesetz. Dieses legt den Schwerpunkt auf Steuergutschriften, um neue Investitionen in saubere Energien und verwandte Technologien zu beflügeln. Es ermöglicht zudem erstmals den freien Handel dieser Gutschriften, wodurch Unternehmen, die grüne Energieprojekte mit geringfügiger oder keiner Steuerlast betreiben, diese gegen Bargeld von investitionswilligen Großanlegern eintauschen können, die damit ihre eigenen Steuerlasten mindern möchten. Laut Prognosen der Investmentbank Evercore wird 2024, im ersten vollen Betriebsjahr des Marktes, ein Volumen von 47 Milliarden Dollar an solchen Gutschriften zum Verkauf stehen. Bis 2030 könnte der jährliche Umfang unter den geltenden Gesetzesbedingungen 100 Milliarden Dollar überschreiten. Die finanzielle Unterstützung ist für Entwickler von Solar- und Windkraftanlagen nach einer Periode mit hohen Zinsen und Inflation eine willkommene Erleichterung. Verschiedene Unternehmen streben danach, ihre US-Steuerrechnungen mit diesen Gutschriften zu senken. So hat beispielsweise Schneider Electric, ein französischer Industriekonzern, gerade erst den Kauf von Produktionssteuergutschriften vom Solarpanelhersteller Silfab Solar bekanntgegeben. Dies folgte auf eine 80 Millionen Dollar schwere Übertragungsvereinbarung von Steuergutschriften mit dem französischen Energieunternehmen Engie im Februar. Die Investmentgesellschaft Blackstone hat sich auf ein "hybrides" Geschäft eingelassen. Zusammen mit dem erneuerbaren Energieunternehmen Arevon wurde ein traditionelles "Tax Equity" Geschäft über 350 Millionen Dollar mit der Investmentbank Stifel abgeschlossen. Die Kaufdynamik der Gutschriften, die als wesentlicher Bestandteil der Unternehmensbesteuerung betrachtet wird, bezeichnet Howard Steinberg, Managing Director bei Houlihan Lokey, als "bahnbrechend". Die Nachfrage sei ein Zeichen für eine regelrechte "Hysterie" auf dem Markt. Die Vereinigten Staaten haben Solar- und Windprojekte seit Jahrzehnten durch Steuererleichterungen gefördert. Vor dem Inflation Reduction Act war die Prozedur allerdings komplexer und erforderte regelmäßig Partnerschaften zwischen Projektentwicklern und einer Gruppe von Finanziers, die meist Banken waren. Mit dem neuen Gesetz fällt diese Einschränkung weg, da die Gutschriften jetzt an Dritte transferiert werden können, die keine direkte Verbindung zu einem bestimmten Projekt haben. Zu den Käufern und Verkäufern gehören auch Unternehmen aus der Öl- und Gasindustrie, die nach einem Jahr hoher Gewinne durch volatile Rohstoffpreise mit großen Steuerschulden konfrontiert sind. So kaufte Vitol, der weltweit größte unabhängige Ölhändler, vergangenes Jahr Steuergutschriften in Höhe von 100 Millionen Dollar von Avangrid in einem der damals größten Geschäfte. Vitol hat sich nicht zu dem Thema geäußert. Norton Rose Fulbright, eine Anwaltskanzlei, berichtete der Financial Times von mindestens zwei Steuergutschriftentransaktionen mit großen Ölunternehmen im letzten Jahr. Auch eine große US-Bank merkte an, dass Öl- und Gasunternehmen 30 Prozent ihrer Steuergutschriftenverkäufe ausmachten. Die Veräußerung von Gutschriften erreicht mittlerweile sogar die glitzernde Welt Hollywoods. So hängt die Finanzierung von vier Filmprojekten bei Radiant Media Studios von dem Verkauf von Steuergutschriften ab, die mit Solargütern eines Produktionsgesellschafters in Verbindung stehen. Zwei dieser Filme werden unter Mitwirkung von Kelce produziert, dem Profi-Footballspieler, der auch als Freund von Taylor Swift bekannt ist. Eine Stellungnahme Kelces blieb bisher aus. Während digitale Märkte entstanden sind, um den Transfer von Gutschriften zu vereinfachen, bleibt der Prozess komplex und bedarf oftmals eines Teams von Anwälten, Buchhaltern und Versicherungsgesellschaften. Hinzu kommt, dass Unsicherheiten über die Lebensfähigkeit von Projekten sowie unvollständige Regelungen zu Steuergutschriften einige Käufer vorsichtig machen. Crux, eine Markt-Plattform, rechnet in diesem Jahr mit Transaktionen zwischen 15 und 20 Milliarden Dollar – ein Aufschwung von 7 bis 9 Milliarden Dollar im Vorjahr, aber immer noch weit unter dem potenziellen Marktangebot von fast 50 Milliarden Dollar.

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