Abschwung am Immobilienmarkt: Londoner Hauspreise fallen hinter britischen Durchschnitt zurück

Eulerpool News
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Der Londoner Immobilienmarkt verzeichnet eine anhaltende Phase der Unterperformance im Vergleich zum Rest Großbritanniens, was sich auf unerschwingliche Immobilienpreise, postpandemische Wohnpräferenzen und hohe Hypothekenzinsen zurückführen lässt. Aktuelle offizielle Zahlen aus dieser Woche weisen einen Rückgang der Hauspreise in der britischen Hauptstadt um 4,8 Prozent im Februar 2024 im Vergleich zum Vorjahr aus – ein Kontrast zur nahezu stabilen Entwicklung in Gesamt-Großbritannien mit einem Rückgang um lediglich 0,2 Prozent. Trotz des relativen Preisverfalls bleibt London das teuerste Pflaster des Königreichs. Ein typisches Objekt ist dort mit 503.000 Pfund über den durchschnittlichen 281.000 Pfund im Landesmaßstab taxiert. Laut Daten des Office for National Statistics klafft die Preisentwicklung zwischen London und dem übrigen Königreich seit 2016 fast ununterbrochen auseinander. Während auf nationaler Ebene Hauspreise im benannten Zeitraum insgesamt um 37 Prozent stiegen, legten sie in London lediglich um 10 Prozent zu – ein Umstand, der u.a. von der Financial Times durch eine Analyse der ONS-Daten herausgearbeitet wurde. Robert Gardner, Chefökonom der Kreditgeberin Nationwide, konstatiert, dass sich die Londoner Hauspreise, relativ zum nationalen Durchschnitt, seit 2016 abwärtsbewegen. Schuld sei vor allem die angespannte Kostensituation. In der postfinanzkrisen Zeit verzeichnete der Londoner Markt überdurchschnittliche Wachstumsraten, die nicht selten zweistellig ausfielen und ab 2014 die britischen Durchschnittswerte deutlich übertrafen. Jedoch erreichten die Preise in der Metropole 2016 ein Niveau, das mehr als das 2,2-Fache über dem nationalen Durchschnitt lag – ein in der historischen Datenaufzeichnung seit 1968 unerreichter Spitzenwert. Ebenso verzeichnete das Verhältnis von Einkommen zu Hauspreisen in diesem Jahr einen Rekordwert. Tom Bill, Leiter der britischen Wohnimmobilienforschung bei Knight Frank, erklärt die schwache Performance der letzten acht Jahre mit eben dieser mangelnden Finanzierbarkeit von Wohnraum. Brexit und regulatorische Änderungen bei Hypotheken hätten die Entwicklungen zusätzlich beeinflusst, ergänzt Richard Donnell, Exekutivdirektor bei Houseful. Aktuell wirke sich auch der Wunsch nach mehr Wohnfläche durch die Pandemie aus, was zu einer Verlangsamung in London führte. Der durch historisch niedrige Zinsen geförderte Preisanstieg während der Pandemie machte sich in der Metropole nur zurückhaltend bemerkbar. Während landesweit die Immobilienpreise um 22 Prozent über dem Niveau von Februar 2020 liegen, betrug der Anstieg in London gerade einmal 6 Prozent. Mit steigenden Zinsen der Bank of England von 0,1 Prozent Ende 2021 auf 5,25 Prozent im letzten Sommer hat sich die Finanzierbarkeit in London verschlechtert, so Gardner weiter. Andere Regionen wie Wales, Nordirland sowie Nordwest- und Ostmittelengland, wo die Preise erschwinglicher sind, hätten seit 2016 ein Wachstum von über 40 Prozent erfahren. Die Prognosen für die Mietpreisentwicklung in London deuten auf eine Abkühlung hin, die Analysten sind sich jedoch uneinig über die künftige Entwicklung der Hauspreise. Andrew Wishart von Capital Economics sieht den Markt auf einem Kurs der Erholung, während Bill nur eine zögerliche Trendwende erwartet und von einer anhaltenden Unterperformance Londons in den nächsten Jahren ausgeht.