Handelspakt zwischen Großbritannien und Kanada stolpert: Rindfleisch und Käse als Knackpunkte

Brexit-Versprechen wackelt: Großbritannien bricht Handelsvertragsgespräche mit Kanada ab – scharfe Kritik von der Opposition.

29.1.2024, 11:00
Eulerpool News 29. Jan. 2024, 11:00

Mit dem Austritt aus der Europäischen Union versprach Großbritannien eigene Handelsabkommen abschließen zu können. Doch nun hat die Regierung die Verhandlungen mit Kanada über ein Handelsabkommen abgebrochen. Kritik kommt von der Opposition.

Der Grund für das Scheitern der Gespräche liegt in Meinungsverschiedenheiten über den Import und Export von Rindfleisch und Käse. Die kanadischen Unterhändler gerieten zunehmend unter Druck von der einheimischen Rindfleischindustrie und den Käsereien.

Während die Rindfleischindustrie Zugang für ihr hormonbehandeltes Rindfleisch forderte, warnten die Käsehersteller vor den wirtschaftlichen Auswirkungen von zollfreiem Käse aus Großbritannien, insbesondere Cheddar.

Die zollfreien Käseexporte aus Großbritannien werden Ende 2023 eingestellt, nachdem ein zeitlich begrenztes Nebenabkommen ausgelaufen ist. Damit müssen die britischen Erzeuger mit hohen Zöllen von 245 Prozent rechnen.

Die britische Regierung betonte, dass sie offen für eine Wiederaufnahme der Gespräche sei, bisher jedoch keine Fortschritte erzielt wurden.

Kanadas Handelsministerin Mary Ng äußerte sich auf dem sozialen Netzwerk X, früher bekannt als Twitter, und erklärte, dass ihre Regierung "niemals einem Abkommen zustimmen wird, das nicht gut für unsere Arbeiter, Landwirte und Unternehmen ist".

Die Präsidentin der Nation Farmers’ Union of England and Wales, Minette Batters, lobte die britische Regierung für ihre Haltung und betonte die Bedeutung des Handels mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen.

Die Möglichkeit, eigene Handelsverträge abzuschließen, wurde während des britischen Referendums 2016 über die EU-Mitgliedschaft als Vorteil angepriesen. Allerdings sind seit dem Brexit bisher nur wenige neue Handelsabkommen ausgehandelt worden und die Vorteile werden oftmals als bescheiden angesehen im Vergleich zu den Handelshemmnissen, die nun zwischen Großbritannien und der EU entstanden sind.

Die konservative britische Regierung versuchte das Scheitern der Gespräche herunterzuspielen und betonte den Vorteil des unabhängigen Handelsstatus für Großbritannien, der es ermöglicht, auf die Details jedes Abkommens zu bestehen.

Die oppositionelle Labourpartei sieht das Scheitern der Verhandlungen als ein weiteres "bedeutendes Versäumnis" der Regierung, ihre Versprechen für die Zeit nach dem Brexit einzuhalten.

Mit dem Ende der Gespräche wächst auch die Sorge, dass britische Autos ab April mit höheren Exportzöllen belegt werden könnten, wenn ein weiteres befristetes Abkommen über Zollfreiheit, ähnlich dem für Käse, ausläuft.

Die britische Handelskammer bezeichnete das Scheitern der Gespräche als "unwillkommene Nachricht" und forderte die Regierung auf, den betroffenen Sektoren zu helfen.

Das jährliche Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern beläuft sich auf rund 26 Milliarden Pfund (33 Milliarden Dollar). Es bleibt abzuwarten, ob und wann die Verhandlungen zwischen Großbritannien und Kanada wieder aufgenommen werden und ob ein für beide Seiten vorteilhaftes Handelsabkommen erzielt werden kann.

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