Ärztemangel in Deutschland: 1400 geflüchtete ukrainische Ärzte warten auf Approbation

Deutschland steht ein akuter Ärztemangel bevor, während rund 1400 geflüchtete ukrainische Ärzte auf ihre Approbation warten, was bis zu drei Jahre dauern kann.

5.8.2024, 13:12
Eulerpool News 5. Aug. 2024, 13:12

Deutschland droht ein gravierender Ärztemangel, während zahlreiche geflüchtete ukrainische Ärzte nicht arbeiten dürfen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 haben laut einem Bericht der „Welt am Sonntag“ mindestens 1674 geflüchtete ukrainische Ärztinnen und Ärzte eine Approbation in Deutschland beantragt. Bisher wurden lediglich 187 Anträge genehmigt, während sich 1402 Anträge noch in Bearbeitung befinden.

Die Daten stammen aus Rückmeldungen von 14 Bundesländern. Bremen und Hessen konnten nur unvollständige Angaben liefern. Die Wartezeiten für die Approbation von Ärzten aus Ländern außerhalb der EU betragen typischerweise zwischen 15 Monaten und drei Jahren. Vor rund eineinhalb Jahren hatten erst wenige ukrainische Ärzte Anträge gestellt.

„Diese Bilanz ist verheerend“, kritisierte Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, gegenüber der „Welt am Sonntag“. Die Bürokratie lähme wichtige Prozesse wie die Anerkennung von Ärzten. „Fachkräfte im Bürgergeld-Bezug zu belassen, statt sie dort einzusetzen, wo sie dringend gebraucht werden und auch arbeiten wollen, können wir uns schlicht nicht mehr leisten.“ Gaß fordert eine „echte Entbürokratisierungsoffensive“.

Auch Susanne Johna, Vorsitzende der Medizinervereinigung Marburger Bund, weist auf „bürokratische Hürden und personell ausgezehrte Landesbehörden“ hin. Ärzte aus Drittstaaten würden sich immer häufiger für andere europäische Länder entscheiden.

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen betonte, dass das deutsche Gesundheitswesen unter einem dramatischen Arbeitskräftemangel leide und ukrainische Ärzte eine wertvolle Unterstützung sein könnten. Die hohe Zahl der noch nicht bearbeiteten Anträge zeige, „dass die aktuellen Anerkennungsverfahren dysfunktional, viel zu umständlich und sehr bürokratisch durch die Bundesländer organisiert sind“. Dabei entspreche die medizinische Ausbildung in europäischen Nachbarstaaten wie der Ukraine den Standards in EU-Ländern.

Im April hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf große Lücken in der medizinischen Versorgung hingewiesen. „Wir haben 50.000 Ärztinnen und Ärzte in den letzten zehn Jahren nicht ausgebildet. Daher werden uns in den nächsten Jahren flächendeckend die Hausärztinnen und Hausärzte fehlen. Wir werden in eine ganz schwierige Versorgungssituation kommen“, sagte er. „Uns fehlen ja 5000 Studienplätze pro Jahr. So ist es ja gekommen, dass wir in den nächsten zehn Jahren insgesamt 50.000 Ärzte zu wenig haben. Jeder wird das spüren.“

Die Integration der geflüchteten ukrainischen Ärzte könnte eine Lösung für den drohenden Ärztemangel sein. Es bedarf jedoch dringender Reformen und einer Entbürokratisierung, um diese qualifizierten Fachkräfte schnellstmöglich in das deutsche Gesundheitssystem zu integrieren.

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