Alarmstufe Rot: Deutsche Wohnungsbau-Stimmung auf historischem Tiefpunkt

Regierungsziel von 400.000 neuen Wohnungen unerreichbar – Wohnungsbauindustrie sieht düsterste Zukunftsaussichten aller Zeiten.

13.2.2024, 23:16
Eulerpool News 13. Feb. 2024, 23:16

Deutschlands Wohnungsbausektor leidet unter einer Doppelbelastung: Fehlende Aufträge und gestiegene Kosten. Die Stimmung bei den Bauunternehmen ist auf einem historischen Tiefpunkt, wie das Ifo-Institut in seiner monatlichen Umfrage ermittelte.

Das Barometer für das Geschäftsklima im Wohnungsbau fiel im Januar auf einen nie zuvor gemessenen Wert von minus 59,0 Punkten. Auch die Erwartungen für die kommenden Monate sind düster: Das Barometer für die Aussichten sank auf minus 68,9 Punkte.

"Der Wohnungsbau ist weiterhin einer Doppelbelastung ausgesetzt", erklärte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. Während auf der einen Seite die Neuaufträge ausbleiben, werden auf der anderen Seite Projekte weiterhin storniert. Die Bundesregierung hatte eigentlich das Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, doch dieses Ziel scheint immer weiter außer Reichweite zu geraten. Laut Prognosen wird die Regierung bis 2024 nur noch etwa die Hälfte davon schaffen.

Neben der Schwierigkeit, ausreichend Aufträge zu erhalten, sind auch gestiegene Zinsen und Materialkosten ein weiteres Hindernis für den Wohnungsbausektor. Diese machen das Bauen teurer und belasten die Geschäfte der Unternehmen zusätzlich. Im Januar klagten 52,5 Prozent der Betriebe über fehlende Aufträge und 17,4 Prozent waren von Stornierungen betroffen.

Obwohl diese Zahlen im Vergleich zum Vormonat leicht gesunken sind, gibt es laut dem Ifo-Institut keinen Grund für Optimismus. Allerdings besteht die Aussicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr aufgrund der nachlassenden Inflation ihre Leitzinsen mehrfach senken wird. Dies könnte zu einer Senkung der Bauzinsen führen und somit die Finanzierung von Bauprojekten erleichtern.

Allerdings haben Investoren am Finanzmarkt in ihren Erwartungen einer raschen Zinssenkung der EZB zuletzt etwas zurückgerudert. Eine erste Zinssenkung wird nun für die Geldpolitik-Sitzung im April mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 48 Prozent taxiert. Dies kommt auch durch Äußerungen von Währungshütern der EZB zustande, die die Erwartungen der Finanzmärkte gedämpft haben.

Insgesamt ist die Lage für den deutschen Wohnungsbausektor momentan sehr schwierig und es ist fraglich, ob sich in naher Zukunft eine Trendwende ankündigt. Die Rahmenbedingungen haben sich kaum verändert und die Doppelbelastung aus fehlenden Aufträgen und gestiegenen Kosten bleibt bestehen. Investoren sollten die Entwicklung der EZB-Zinsen genau im Auge behalten, um mögliche Auswirkungen auf den Wohnungsbausektor abzuschätzen.

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