Yen auf Talfahrt: Bank of Japan behält Niedrigzinspolitik bei

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In einer für den Währungsmarkt richtungsweisenden Entscheidung hielt die Bank of Japan (BoJ) am Freitag an ihrem Niedrigzinssatz nahe Null fest, eine geldpolitische Haltung, die den Yen auf einen 34-Jahres-Tiefstand fallen ließ. Die japanische Zentralbank sieht sich wachsendem Druck ausgesetzt, ihre Politik zu straffen, um der schwächelnden Währung Auftrieb zu geben. Kazuo Ueda, der Gouverneur der BoJ, muss die Feinabstimmung der Geldpolitik beherrschen, während er sich mit dem Wertverfall des Yen und Anzeichen dafür auseinandersetzt, dass die US-Notenbank (Federal Reserve) an ihren hohen Zinsen festhalten könnte, um die Inflation zu zähmen. Die BoJ beschloss einstimmig, ihren Übernacht-Zinssatz zwischen etwa Null und 0,1 Prozent zu steuern. Im März beendete die Zentralbank ihre Negativzinspolitik und erhöhte damit erstmalig seit 2007 die Kreditkosten. Die Notwendigkeit, die Entwicklungen auf den Finanz- und Devisenmärkten zu beachten und deren Auswirkungen auf Japans Wirtschaftsaktivität und Preise zu berücksichtigen, wurde seitens der BoJ betont. Die Kerninflation, die schwankende Lebensmittelpreise ausklammert, wird nach Prognosen der Zentralbank in den nächsten drei Jahren ihr 2-Prozent-Ziel erreichen oder nahe daran liegen. Die Strategie, japanische Staatsanleihen weiterhin anzukaufen, bleibt unverändert. Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten, Preissteigerungen auf nachhaltigem Niveau zu halten, könnte der Wertverlust des Yen zu einer steigenden Inflation führen, indem Importgüter verteuert werden, während der Inlandskonsum schwächelt. Analysten rechnen frühestens im Juli mit einer Zinserhöhung durch die BoJ, vorausgesetzt es werden Anstiege bei den Servicepreisen und den Reallöhnen bestätigt, was den Konsum ankurbeln könnte. Marktbeobachter bleiben wachsam bezüglich der Deutung des schwachen Yen als dauerhaftes Inflationssignal, welches eine härtere Gangart der Zentralbank nach sich ziehen könnte. Jedoch wird erwartet, dass die BoJ mögliche langfristige Auswirkungen der Yen-Abwertung auf die Inflation als besorgniserregender ansieht als kurzfristige Währungsschwankungen. Nach dem morgendlichen Handel zu einem Verhältnis von rund ¥155,55 zum Dollar, fiel der Yen kurz nach der Bekanntgabe der BoJ-Politik auf ¥156,12. Händler spekulierten erneut auf eine wachsende Zinsdifferenz zwischen den USA und Japan, die weiterhin den Yen unter Druck setzt. Der Nikkei 225 erlebte nach der Ankündigung einen kurzzeitigen Anstieg von über 1 Prozent. Obwohl viele Marktteilnehmer das Risiko einer direkten Intervention der japanischen Behörden zur Stützung des Yen als hoch einstufen, erschien vielen Analysten der Kursrückgang der Währung am Freitag logisch, da die BoJ jegliche Art von restriktiven Überraschungen vermied. Für Ueda wird die Pressekonferenz am Freitagnachmittag eine Herausforderung darstellen, um einen weiteren Verfall des Yen zu vermeiden, so Benjamin Shatil, Senior Japan Economist bei JPMorgan.