Walgreens vor neuen Herausforderungen: Konkurrenz durch Amazon und regulatorische Veränderungen

Walgreens Boots Alliance steht in einem Jahr voller Herausforderungen – die Aktie der Apothekenkette hat in den letzten Monaten beträchtlich an Wert verloren. Ein wesentlicher Grund hierfür sind rückläufige Erstattungszahlungen von Versicherungsanbietern, eine wenig erfolgreiche Akquisition und das geänderte Kaufverhalten der Verbraucher, die zunehmend kostenbewusst agieren. Inmitten dieser angespannten Lage tritt nun ein neuer Wettbewerber auf den Plan: Amazon. Lange Zeit galt der Apothekenbereich als resistent gegenüber dem E-Commerce-Trend. Traditionelle und Online-Versandapotheken existieren zwar schon seit geraumer Zeit, konnten jedoch bisher die Notwendigkeit für sofort verfügbare Medikamente nicht abdecken. Amazons Einstieg mit einem umfangreichen Angebot an taggleichen Lieferungen könnte diese Ausgangslage nun grundlegend ändern. Amazon startete seinen Online-Apothekenservice bereits 2020 und begann im letzten Jahr mit der Erprobung von taggleichen Lieferungen in ausgewählten Städten. Seit März hat das Unternehmen seine Dienste auf die Großräume Los Angeles und New York City ausgeweitet und verfolgt ambitionierte Pläne für 2025. So beabsichtigt der E-Commerce-Gigant, sein Netzwerk um 20 weitere Städte zu erweitern, darunter Boston, Dallas und Philadelphia. Während diese Entwicklung für Amazon eine Quelle neuer Geschäftsmöglichkeiten darstellt, bedeutet sie für Walgreens einen zusätzlichen Druck, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass das Unternehmen die Schließung eines Viertels seiner Filialen in Erwägung zieht. Die Strategie, unprofitable Filialen zu schließen, könnte zwar zu effizienteren Standorten führen, doch das lockende Angebot von Amazons kostenfreier, taggleicher Lieferung könnte Kunden dazu verleiten, ihre Rezepte nicht mehr vor Ort einzulösen. Neben den Herausforderungen durch Amazon bleibt der Druck durch die sogenannten Pharmacy Benefit Manager (PBMs) das Hauptproblem für Walgreens. Diese schaffen mit ihren Praktiken oft untragbare Bedingungen, da Apotheker in manchen Fällen sogar Verluste einfahren, wenn sie bestimmte verschreibungspflichtige Medikamente abgeben. Walgreens bemüht sich, die großen PBMs von einem Modell zu überzeugen, das die Apotheken für ihre Rolle bei der Kostensenkung im Gesundheitswesen kompensieren würde. Die US-Regierung hat den Einfluss der PBMs ebenfalls ins Visier genommen und die Federal Trade Commission (FTC) hat kürzlich die größten Anbieter verklagt. Eine richterliche Entscheidung zugunsten der Regierung könnte für mehr Transparenz sorgen und die Bedingungen für Apotheken verbessern. Trotz der gegenwärtigen Herausforderungen sehen Analysten Potenzial zur Erholung der Walgreens-Aktie. Die Schließung defizitärer Filialen sowie die mögliche Trennung von unprofitablen Investitionen könnten langfristig positiv wirken. Eine günstige Gerichtsentscheidung gegen die PBMs könnte zudem als Katalysator für die Aktie dienen.