Riskante Kreditvergabepraxis bei Wirecard: Ex-Bankchef kritisiert Markus Braun

Eulerpool News
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Im Wirecard-Prozess erhob der ehemalige Chef der Wirecard-Bank schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen CEO Markus Braun. Laut seiner Zeugenaussage legte Braun wenig Wert auf gesetzliche Regularien und die übliche Risikobewertung bei der Kreditvergabe. Der Ex-Bankdirektor, der das Institut bis Ende 2019 leitete, beschrieb eine Unternehmenskultur, die keine Zurückweisung finanzieller Risiken duldete und von Braun persönlich bestärkt wurde. Dies wurde insbesondere deutlich im Umgang mit abgelehnten, riskanten Kreditanträgen, die Braun nicht nachvollziehen konnte und gegen welche er sich vehement sträubte. Im Kern der strafrechtlichen Auseinandersetzung steht der Vorwurf der Untreue. Die Staatsanwaltschaft beklagt, Braun habe dem Unternehmen durch verantwortungslose Kreditvergaben finanziellen Schaden zugefügt. Braun selbst weist die Vorwürfe seit Beginn des Gerichtsverfahrens zurück. Der Bankier legte dar, wie der damalige Vorstandsvorsitzende High-Risk-Darlehen ohne gebotene Vorsichtsmaßnahmen an Geschäftspartner in Asien und dem Mittleren Osten zu vergeben gedachte. Dies kommentierte er am 117. Tag des Prozesses, der bereits seit mehr als 18 Monaten die Gerichtssäle füllt. Diese Handhabung entsprang angeblich Brauns Ignoranz gegenüber der internen Kreditablehnungspolitik, wie ein symbolträchtiger Vorfall mit einem abgelehnten 15 Millionen Euro Darlehen an das Singapurer Unternehmen Ocap illustriert. Braun, der zwar Hauptaktionär war, jedoch nicht Eigentümer des Unternehmens, pochte bei einer Ablehnung auf seine Entscheidungshoheit. Markus Braun befindet sich seit dem Sommer 2020 in Untersuchungshaft und ist nun der letzte der vormals angeklagten Wirecard-Führungskräfte, der noch hinter Gittern sitzt. Der Prozess könnte bald neue Wendungen nehmen, sollte der ebenfalls angeklagte ehemalige Chefbuchhalter seine Aussage erwägen, wie schon der Kronzeuge Oliver Bellenhaus, der Braun schwer belastet hatte.