Langer Schatten der Postbank-Übernahme: Deutscher Bank drohen Milliardenkosten

  • Deutsche Bank verzeichnet im zweiten Quartal 2023 aufgrund eines Rechtsstreits um die Postbank einen Verlust von 143 Millionen Euro.
  • Das operative Geschäft bleibt robust mit steigenden Erträgen, besonders im Investmentbanking.

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Ein Jahrzehnt alte Übernahme sorgt für finanzielle Turbulenzen bei der Deutschen Bank. Eine milliardenschwere Rückstellung infolge eines Rechtsstreits mit früheren Postbank-Aktionären führte dazu, dass der Dax-Konzern im zweiten Quartal rote Zahlen schrieb. Letztendlich musste die Bank einen Verlust von 143 Millionen Euro hinnehmen, was den ersten Quartalsverlust seit Anfang 2020 markiert. Vor einem Jahr hatte das Institut noch einen Gewinn von 763 Millionen Euro verzeichnet. Obwohl das operative Geschäft besser lief als von Analysten prognostiziert – ohne die Rückstellung für die Postbank wäre ein Vorsteuergewinn von 1,7 Milliarden Euro erzielt worden – reagierte die Börse verschnupft. Kurz nach Handelsstart fiel die Aktie um sieben Prozent. Finanzvorstand James von Moltke hatte erklärt, dass in diesem Jahr keine weiteren Aktienrückkäufe geplant sind, was ebenfalls zu der Reaktion beigetragen haben dürfte. Im Rechtsstreit mit den ehemaligen Postbank-Aktionären geht es um die Frage, ob die Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre im Jahr 2010 angemessen war und ob die Deutsche Bank nicht schon vor der offiziellen Übernahme die Kontrolle über die Postbank innehatte. Das Oberlandesgericht Köln könnte zugunsten der Kläger entscheiden, weshalb die Bank vorsorglich 1,3 Milliarden Euro zurückgelegt hat. Eine Entscheidung steht für den 21. August an, sofern keine außergerichtliche Einigung erzielt wird. Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich das operative Geschäft der Deutschen Bank robust. Die Erträge stiegen um zwei Prozent auf 7,6 Milliarden Euro, wobei das Investmentbanking besonders stark abschnitt und die Erträge um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro steigern konnte. „Das ist das beste Ergebnis in einem zweiten Quartal seit 13 Jahren“, schrieb Vorstandschef Christian Sewing an die Beschäftigten. Sewing betonte, dass die Rückstellung keine Auswirkungen auf die strategischen Ziele und Finanzpläne der Bank habe. Für das Gesamtjahr peilt die Deutsche Bank weiterhin rund 30 Milliarden Euro an Erträgen an und plant, bis Ende 2025 eine Eigenkapitalrendite von über 10 Prozent zu erreichen. Die Übernahme der Postbank sollte die Deutsche Bank ursprünglich unabhängiger vom volatilen Investmentbanking machen. Doch die Integration der Postbank endete nicht ohne Unruhe. Technische Schwierigkeiten sorgten im vergangenen Jahr erneut für Ärger bei Kunden, was auch die Bafin auf den Plan rief. Der Vorstand musste deshalb auf Boni für das Geschäftsjahr 2023 verzichten.
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