Israel erhöht Druck auf Hisbollah: Eine Viertelräumung des Libanon

Die anhaltenden Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon haben zu einer dramatischen Eskalation geführt. Einer aktuellen Einschätzung der Vereinten Nationen zufolge hat Israel die Räumung von einem Viertel des libanesischen Gebietes angeordnet. Rema Jamous Imseis, Regionaldirektorin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, berichtete aus Genf, dass über 25 Prozent des Landes unter einem direkten Evakuierungsbefehl stehen. Viele Menschen fliehen damit, was sie am Leibe tragen. Eine besonders eindrucksvolle Schilderung lieferte Imseis mit der Geschichte von zwei Frauen, die mit insgesamt neun Kindern aus dem bombardierten Süden flohen, nur knapp 100 Meter von einer Detonation entfernt. Ohne Nahrung und Wasser legten sie einen zehnstündigen Fußmarsch Richtung syrische Grenze zurück. Ihrer Aussage nach sind bereits rund ein Fünftel der etwa fünf Millionen libanesischen Bewohner zur Flucht gezwungen worden. Seit der Verschärfung der israelischen Angriffe Mitte September wird von etwa 2200 Todesopfern und über 10.000 Verletzten im Libanon berichtet. Zudem sind rund 70 Prozent der Schulen im Land zu Notunterkünften umfunktioniert worden, was den regulären Schulbetrieb zum Erliegen gebracht hat. Mit den Angriffen zielt Israel darauf ab, die von Iran unterstützte Hisbollah-Miliz zu schwächen. Diese hat in Solidarität mit der Hamas, die seit den Terroranschlägen Anfang Oktober aus dem Gazastreifen hervortrat, Tausende Raketen auf Israel abgefeuert. Regierungskreisen zufolge mussten über 60.000 Menschen ihre Häuser im Norden Israels verlassen.