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Sanierungsperspektive für Meyer Werft trotz Krise

Trotz voller Auftragsbücher: Meyer Werft in Krise – neues Gutachten bestätigt Sanierungsperspektive für Kreuzfahrtschiffbauer.

Eulerpool News 22. Juli 2024, 18:23

Die Meyer Werft in Papenburg, bekannt für den Bau von Kreuzfahrtschiffen, befindet sich trotz voller Auftragsbücher in einer schweren Krise. Ein neues Gutachten bescheinigt dem Traditionsunternehmen nun eine Sanierungsperspektive, was Hoffnung auf eine Stabilisierung der Situation gibt.

Ein Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums erklärte, dass die Werft grundsätzlich sanierungsfähig sei. Der Bericht eines externen Gutachters sei sowohl für die Vergabe von Bankkrediten als auch für die Bewilligung staatlicher Bürgschaften erforderlich. Meyer Werft selbst wollte sich zunächst nicht zu dem Gutachten äußern, da man zunächst die Belegschaft informieren wolle. Eine Stellungnahme werde wahrscheinlich am Montag erfolgen.

Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies betonte die enge Zusammenarbeit mit der Meyer Werft und ihrer Belegschaft. „Das Ziel lautet, die Werft in den nächsten drei Jahren wieder wettbewerbsfähig am Markt zu machen. Dieses Gutachten liefert die Grundlage dafür“, so Lies.

Bereits im April hatte das Unternehmen den erfahrenen externen Sanierer Ralf Schmitz an Bord geholt. Anfang Juli einigte sich die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept, das den Abbau von 340 der mehr als 3000 Stellen vorsieht. Außerdem sollen ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat geschaffen werden. Der Unternehmenssitz, der 2015 nach Luxemburg verlegt wurde, soll wieder nach Deutschland zurückkehren.

Laut Schmitz muss das Unternehmen bis Ende 2027 insgesamt 2,7 Milliarden Euro aufbringen, darunter eine Eigenkapitalerhöhung um 400 Millionen Euro, die von den Banken verlangt wird. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Sebastian Lechner erklärte, dass Land und Bund auf Basis des Gutachtens die notwendige staatliche Hilfe gewähren könnten, um zeitlich begrenzt das Eigenkapital zu stärken und die Vorfinanzierung der anstehenden Aufträge mit Bürgschaften abzusichern.

Trotz voller Auftragsbücher befindet sich die Werft in der schwersten Krise ihrer mehr als 200-jährigen Geschichte, ausgelöst durch den Einbruch der Tourismusbranche während der Coronapandemie. Damals hatte das Unternehmen Aufträge in Absprache mit den Reedereien in die Länge gezogen, ohne die inzwischen gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise zu berücksichtigen. Zudem muss die Werft die enormen Baukosten mit Krediten zwischenfinanzieren, da sie rund 80 Prozent des Kaufpreises erst bei Ablieferung erhält.

Erst vor wenigen Tagen erhielt das Unternehmen einen neuen Auftrag von der japanischen Oriental Land Company, bis 2028 ein Kreuzfahrtschiff für den japanischen Markt im Wert von über einer Milliarde Euro zu bauen. Für Geschäftsführer Bernhard Meyer ein wichtiges Signal für die Zukunftsfähigkeit seiner Firma.

Ein Ende der Werft hätte laut Branchenkennern negative Auswirkungen auf die gesamte Schiffsbaubranche in Deutschland. Für Niedersachsen wären die Folgen ebenfalls erheblich: Neben den über 3000 Beschäftigten der Werft sind mehr als doppelt so viele Menschen bei Zulieferern tätig. Der regionale Wirtschaftsinteressenverband Ems-Achse schätzte, dass etwa 18.000 Menschen von dem Unternehmen abhängig sind, einschließlich der durch die Werft ausgelösten Tourismus- und Konsumausgaben.

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