Der britische Eventkonzern Informa befindet sich in fortgeschrittenen Verhandlungen zur Übernahme des börsennotierten Konkurrenten Ascential, der globale Konferenzen wie das Werbefestival Cannes Lions veranstaltet, für mehr als 1,1 Milliarden Pfund.
Die Eventbranche hat sich stark von der Pandemie erholt und übertrifft mittlerweile die Vorkrisenniveaus, da Unternehmen in großer Zahl zu Präsenzveranstaltungen und Preisverleihungen zurückkehren. In diesem boomenden Markt hat Ascential am Dienstagnachmittag mitgeteilt, dass es einen bedingten Vorschlag von Informa über ein mögliches Barangebot von 568 Pence pro Aktie, also mehr als 1,1 Milliarden Pfund, erhalten habe.
Ascential, das einen früheren Bericht der Financial Times über die Gespräche bestätigte, erklärte, dass der Vorstand "geneigt sei, den Vorschlag zu empfehlen". Die Übernahme könnte bereits am Mittwoch bekannt gegeben werden, wenn Informa, der weltweit größte Eventveranstalter, seine neuesten Finanzergebnisse veröffentlicht, so zwei mit den Gesprächen vertraute Personen. Eine Person warnte jedoch, dass der Deal noch nicht unterschrieben sei und noch scheitern könnte. Informa lehnte einen Kommentar ab.
Ascential hat kürzlich sein Geschäft vereinfacht und konzentriert sich nun hauptsächlich auf Events, mit zusätzlichen Einnahmen aus Abonnement- und Beratungsdiensten. Dies hat die Übernahme durch Informa erleichtert, das bereits der größte Eventveranstalter der Welt ist. Ascential, das etwa 700 Mitarbeiter beschäftigt, kündigte im März an, 850 Millionen Pfund an die Aktionäre zurückzuzahlen, nachdem es seine Digital Commerce- und Trendprognose-Divisionen für 1,4 Milliarden Pfund verkauft hatte. Am Dienstag wurde Ascential bei 367 Pence gehandelt, was einer Marktkapitalisierung von 749 Millionen Pfund entspricht. Die Aktien sprangen auf die Nachricht von den Gesprächen um 20 Prozent und schlossen bei 446,8 Pence.
Die Aktien von Informa sind im vergangenen Jahr um etwa 14 Prozent gestiegen, was dem Unternehmen am Dienstagnachmittag eine Marktkapitalisierung von 11,3 Milliarden Pfund einbrachte. Seit dem Tiefpunkt während der Pandemie, die die globale Eventbranche zum Erliegen brachte, wächst das Unternehmen in jedem Quartal. Unter der Führung von Stephen Carter, dem ehemaligen CEO der Kommunikationsaufsichtsbehörde Ofcom, hat Informa sein Geschäft durch Übernahmen erweitert, darunter die Übernahme der Eventgruppe Tarsus von Charterhouse Capital Partners für 940 Millionen Dollar im März letzten Jahres.
Im selben Monat wurde Hyve von der Private-Equity-Gruppe Providence Equity Partners für 580 Millionen Dollar übernommen, und der Rivale Cvent von Blackstone für 4,6 Milliarden Dollar, was das Ausmaß des Investoreninteresses an der wachsenden Eventbranche zeigt. Ascential ist eines der wenigen verbleibenden Eventunternehmen von nennenswerter Größe. Analysten von Peel Hunt bezeichneten die Events von Ascential als "prestigeträchtig mit nachhaltigem Wachstumspotenzial, das eine Premiumbewertung rechtfertigen sollte".
Peel Hunt beschrieb Cannes Lions als die "Oscars" der Werbebranche. Ascential besitzt außerdem Money20/20, eine Reihe wichtiger Veranstaltungen für den Fintech-Sektor, die im April in Asien, im Juni in Europa und im Oktober in den USA stattfinden. Ascential veranstaltete in diesem Jahr ein zweitägiges Kapitalmarkt-Event bei den Cannes Lions, bei dem das Potenzial für zukünftiges Wachstum, einschließlich M&A-Möglichkeiten, hervorgehoben wurde.
Peel Hunt sagte: "Das Unternehmen hat im Laufe der Jahre viele weniger prestigeträchtige Events veräußert. Dies ermöglicht es ihm, Premiumpreise für Teilnehmer und große Sponsoring-Deals zu verlangen und starke Wettbewerbsvorteile zu schaffen."
