Der krisengeschüttelte Kupferkonzern Aurubis hat endlich eine neue Führungsspitze gefunden. Der Aufsichtsrat ernannte Toralf Haag zum neuen CEO, der ab September die Nachfolge des scheidenden Roland Harings antreten wird, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

Der 60-jährige Haag, derzeit Chef des Technologiekonzerns Voith, war bereits von 2002 bis 2005 Finanzchef bei Aurubis, damals noch als Norddeutsche Affinerie AG bekannt. Zusätzlich wird Tim Kurth ab September als Chief Operations Officer (COO) für das Primärkupfergeschäft fungieren. Kurth leitet aktuell die Geschäfte der Bulgarien-Tochter von Aurubis.

Die Neubesetzung folgt auf einen Beschluss vom Januar, drei von vier Vorstandsmitgliedern auszutauschen, nachdem es im Werk Hamburg zu einem Skandal um großangelegten Kupferdiebstahl gekommen war. Bereits im Mai wurde Mercedes-Manager Steffen Hoffmann als neuer Finanzchef vorgestellt.

Der Besetzungsprozess war langwierig. Laut Handelsblatt waren zuletzt noch drei Bewerber im Rennen um den Chefposten. Favoritin Agnes Ritter, ehemalige Transformationschefin beim russischen Stahlkonzern Severstal, wurde aufgrund ihrer Verbindungen nach Russland nicht in die engere Auswahl genommen.

Das neue Führungsteam soll für Stabilität und einen Kulturwandel sorgen. Im Sommer 2023 war bei einer Inventur im Hamburger Werk ein Fehlbestand an Metallen im Wert eines dreistelligen Millionenbetrags aufgefallen. Organisierte Banden hatten Aurubis um insgesamt 169 Millionen Euro betrogen, indem sie Proben manipulierten. Der Verdacht richtete sich gegen Schrottlieferanten und eigene Mitarbeiter.

Dem Vorstand wurde anschließend vom Kontrollgremium Fahrlässigkeit bei der Sorgfaltspflicht vorgeworfen. Dies führte zur Ankündigung, sich von drei Vorständen zu trennen, wobei Recyclingchefin Inge Hofkens im Amt blieb.

Es kam zu Machtkämpfen zwischen dem Hauptaktionär Salzgitter, der 29,9 Prozent der Anteile hält, und dem Aurubis-Vorstand. Eine mögliche Übernahme durch Salzgitter stand ebenfalls im Raum, wurde jedoch auf der Hauptversammlung dementiert.

Insider berichten, dass die Strukturen im Konzern seit Jahren zerrüttet seien und häufige Personalwechsel nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch das Management demoralisiert hätten. „Es braucht jetzt einen Wandel der Unternehmenskultur – angefangen an der Spitze des Konzerns“, betonte ein Insider.

Mit Toralf Haag als neuem CEO und einem neu aufgestellten Vorstand soll nun endlich Ruhe in den Konzern einkehren und das Vertrauen der Mitarbeiter und Investoren zurückgewonnen werden.