Die britische Private-Equity-Branche ist in Alarmbereitschaft, nachdem Premierminister Sir Keir Starmer in einer Rede angedeutet hat, dass diejenigen mit den „breitesten Schultern“ künftig eine größere Steuerlast tragen könnten. Die Rede löste in der Branche Befürchtungen aus, dass die geplante Überarbeitung der Kapitalertragssteuer weitreichende Folgen haben könnte.
Bereits vor dieser Ankündigung hatte die neu gewählte Labour-Regierung eine Konsultation zur Änderung der steuerlichen Behandlung von Carried Interest eingeleitet, die am vergangenen Freitag endete. Diese Performance-Gebühren, die Fondsmanager aus den Erlösen von Anlagen erhalten, könnten künftig deutlich höher besteuert werden.
Ein Partner einer der Top-20-Private-Equity-Firmen weltweit sagte: „Sollte die Regierung im kommenden Haushalt drastische Maßnahmen ergreifen, könnte dies der Punkt sein, an dem viele beschleunigt Pläne umsetzen, Großbritannien zu verlassen.“
Zudem gibt es Sorgen über Änderungen des sogenannten „non-dom“-Status, der es vermögenden Ausländern ermöglicht, auf ihr Auslandseinkommen keine Steuern zu zahlen. Diese Änderungen könnten die Attraktivität Großbritanniens für internationale Investoren weiter mindern.
Traditionell profitieren Private-Equity-Manager in Großbritannien davon, dass Carried Interest als Kapitalgewinn mit einem Satz von 28 Prozent besteuert wird, statt mit dem höchsten Einkommensteuersatz von 45 Prozent plus nationaler Versicherung. Diese Regelung könnte nun auf den Prüfstand gestellt werden.
Einige Branchenkenner äußerten sich skeptisch über die einmonatige Konsultation des Finanzministeriums, die im August stattfand, einer Zeit, in der viele Menschen im Urlaub waren. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Regierung ihre Pläne ohne detaillierte Rücksicht auf die Branche durchsetzen möchte.
Das Finanzministerium betonte, dass man bestrebt sei, „die Steuerbehandlung von Carried Interest zu reformieren, um Gerechtigkeit in diesem Bereich des Steuersystems zu schaffen“, während gleichzeitig die „bedeutende Rolle der britischen Vermögensverwaltungsindustrie“ anerkannt werde.
In einem Kommentar warnte ein führender Anwalt für Private Equity in London, dass eine Erhöhung der Steuern auf Carried Interest möglicherweise größere Schäden für Londons Position als Zentrum für Dealmaking verursachen könnte als der Brexit.
Großbritannien ist nach den USA der größte Hub für Private-Equity-Investitionen, wobei britische Fonds im Jahr 2023 über die Hälfte des in Europa gesammelten Private-Equity- und Risikokapitals ausmachten. Dennoch könnten aggressive Steuererhöhungen dazu führen, dass internationale Investoren andere Standorte bevorzugen, die günstigere Steuerregelungen bieten.
Ein Partner bei einer internationalen Private-Equity-Firma sagte, dass selbst wenn Carried Interest mit 45 Prozent besteuert würde, es schwer wäre, die Bequemlichkeit Londons zu übertreffen. „Nicht viel wird sich ändern, egal was passiert“, meinte er.
Während einige Führungskräfte vor einem massiven Exodus warnen, bleiben andere optimistisch, dass die Regierung die wirtschaftlichen Realitäten nicht aus den Augen verlieren wird. Doch die Unsicherheit bleibt bestehen, und die kommenden Entscheidungen der Regierung könnten einen erheblichen Einfluss auf die Zukunft der britischen Private-Equity-Branche haben.