Überschrift: Private Equity entdeckt Fruchtbarkeit: Wachstumsmarkt der Reproduktionsmedizin im Fokus
Zusammenfassung: Der Markt für Reproduktionsmedizin zieht zunehmend das Interesse von Private-Equity-Investoren an. Mit Akquisitionen und Skalierung setzen Finanzsponsoren wie Nordic Capital, KKR und Carlyle auf ein profitables Geschäftsfeld, das sowohl resiliente Einnahmen als auch vielversprechendes Wachstum bietet.
Artikel:
Die Reproduktionsmedizin entwickelt sich zu einem zunehmend attraktiven Spielfeld für Private-Equity-Investoren. Große Betreiber wie das britische CARE Fertility, das europäische GeneraLife und Theramex befinden sich mittlerweile in den Händen finanzstarker Sponsoren wie Nordic Capital, KKR und einem Konsortium aus PAI und Carlyle.
Dieser Trend ist nicht überraschend. Die Branche zeichnet sich durch ein hohes Maß an Fragmentierung aus und bietet sowohl stabile Einnahmen als auch gesundes Wachstumspotenzial. Selbst während der Finanzkrise 2009 verzeichnete der Sektor steigende Volumina. Private-Equity-Unternehmen nutzen die Gelegenheit, um Kliniken von in den Ruhestand gehenden Ärzten oder kleineren Ketten zu übernehmen, Skaleneffekte zu erzielen, in auffällige Marketingstrategien zu investieren und Know-how zu bündeln.
Das Wachstum ist angesichts der zunehmenden Tendenz, Familien später zu gründen, praktisch vorprogrammiert. Rund ein halbes Jahrhundert nach der Geburt des ersten "Retortenbabys" kommen in den USA laut der American Society for Reproductive Medicine bereits 2,5 Prozent der Geburten durch In-vitro-Fertilisation (IVF) zustande. In China wurde laut Jinxin Fertility im letzten Jahr jedes fünfte Baby mit Unterstützung der Reproduktionsmedizin geboren.
Studien belegen, dass diese Investitionen nicht nur den Investoren, sondern auch den Patienten zugutekommen. Die Forscherinnen Ambar La Forgia und Julia Bodner fanden heraus, dass die Übernahme von Fruchtbarkeitskliniken durch größere Ketten die Erfolgsrate von IVF-Behandlungen um 13,6 Prozent erhöht hat. Gleichzeitig ging die Zahl der Risikoschwangerschaften mit Mehrlingsgeburten zurück. Dies könnte auf die Vorteile gemeinsamer Best Practices und größere finanzielle Ressourcen zurückzuführen sein.
Im Gegensatz dazu steht die häufig kritisierte Praxis des Private-Equity-Einstiegs in Pflegeheime, wo Gebühren oft steigen und die Qualität leidet. Ein möglicher Grund für diesen Unterschied ist die Klientel: In der Reproduktionsmedizin handelt es sich oft um gesündere und wohlhabendere Patienten.
Auch im Bereich der Reproduktionsmedizin gibt es mittlerweile einige Einhörner, darunter die Kliniken Maven und Kindbody sowie das Diagnostikunternehmen BillionToOne. Der Anbieter von Fruchtbarkeitsleistungen Carrot Fertility ist ebenfalls auf dem Weg dorthin. Wie in anderen Sektoren neigen auch hier die Unternehmen dazu, länger privat zu bleiben, was durch reichlich vorhandenes Risikokapital und prominente Investoren ermöglicht wird.
Die Exit-Möglichkeiten für Investoren bleiben jedoch begrenzt. Oftmals wechseln Unternehmen wie CARE Fertility und GeneraLife mehrfach den Besitzer, bevor sie erneut verkauft werden. Der australische Anbieter Virtus Health ging 2013 an die Börse, wurde jedoch neun Jahre später wieder privatisiert, wobei der Kaufpreis nur etwa ein Drittel über dem ursprünglichen Börsenwert lag. Private-Equity-Investoren haben sich nicht nur als Aufkäufer etabliert, sondern eröffnen auch zunehmend eigene Kliniken.
Öffentliche Märkte zeigen sich bisher wenig aufnahmebereit. Das US-Unternehmen Progyny, das Fruchtbarkeitsleistungen anbietet, ging 2019 unterhalb der erwarteten Preisspanne an die Börse und blieb seitdem hinter dem allgemeinen Markt zurück. Die in Hongkong notierten Aktien von Jinxin Fertility, die "Engpässe und Schwierigkeiten" einräumen, liegen aktuell nur knapp über einem Viertel des Ausgabepreises. Somit bleibt Private Equity das dominierende Umfeld für das Wachstum dieser Branche.