Washingtons Balanceakt: Militärhilfe und mahnende Worte an Israel

Die US-Regierung navigiert derzeit durch ein heikles diplomatisches Terrain, während die humanitäre Krise im Gazastreifen einen Höhepunkt erreicht. Präsident Joe Biden und seine Administration setzen auf eine Doppelstrategie, um sowohl internationale Empörung über die israelischen Militäraktionen zu adressieren als auch die traditionell enge sicherheitspolitische Beziehung zu Israel zu bewahren. Diese Strategie wird besonders deutlich vor dem Hintergrund der bevorstehenden Präsidentschaftswahl am 5. November, wo das Thema zunehmende Brisanz erhält. In einem beispiellosen Schritt mahnt Washington Israel zur Verbesserung der humanitären Lage in Gaza binnen 30 Tagen, verbunden mit der impliziten Drohung, dass US-Militärhilfe auf dem Spiel stehen könnte. Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin haben in einem Brief an die israelische Regierung dringende Maßnahmen gefordert. Trotz der eindringlichen Worte ist unklar, welche konkreten Sanktionen bei einem Verstoß drohen. Sprecher des Außenministeriums, Matthew Miller, betont, es gehe um konkrete Ergebnisse für die Zivilbevölkerung, nicht um Drohungen. Parallel dazu stationieren die USA trotz Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen eine THAAD-Raketenabwehrbatterie, um Israel gegen iranische Aggressionen zu schützen. Dies ist Ausdruck der anhaltenden militärischen Unterstützung der USA, obwohl die jüngsten israelischen Angriffe im Libanon von Washington scharf kritisiert wurden. In diesem komplexen geopolitischen Kontext überrascht die Forderung des israelischen Oppositionsführers Jair Lapid, bei einem Vergeltungsschlag gegen den Iran die Ölfelder ins Visier zu nehmen. Diese Strategie birgt das Potenzial, die globalen Energiepreise zu beeinflussen, und sorgt für zusätzliche Spannungen in einem bereits angespannten Umfeld.