Infineon passt Jahresprognose erneut an – Sparprogramm soll Schwung bringen

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Die Zeiten stürmischer Nachfrage in der Halbleiterindustrie scheinen vorerst vorbei, zumindest wenn man sich die frisch korrigierten Geschäftsaussichten des Halbleiterproduzenten Infineon anschaut. Zum zweiten Mal in diesem Jahr muss das Unternehmen seine Erwartungen nach unten korrigieren – es kämpft mit händevollen Herausforderungen: Überfüllte Lager, gedämpfte Konsumentennachfrage und nun auch ein spürbares Nachlassen der zuvor robusten Chipbestellungen aus dem Automobilsektor für Elektromobilität. Die Reaktion auf die neuerlichen Herausforderungen ist ein Kostensenkungsplan, mit dem Infineon auf den straffenden Wind reagiert. Die Marktteilnehmer zeigen sich trotz der herabgesetzten Erwartungen optimistisch, begrüßten den Realismus des Unternehmens und belohnten dies mit einem Kursanstieg der Aktie am Dienstag. Der aktuelle Druck auf den Chipmarkt ist zu einem Branchenphänomen geworden, das auch Konkurrenten wie STMicroelectronics erfahren, welche eine überraschende Abschwächung der Automobilsektor-Nachfrage verkünden mussten – ein Sektor, in dem sich Infineon bisher stark behaupten konnte. Experten wundern sich daher wenig über die Prognosekorrekturen. Infineon, immer mit einem analytischen Auge auf das künftige Geschäft, muss nun ein Sparprogramm einleiten, um die Ergebnisschwäche zu bekämpfen. Konzernchef Jochen Hanebeck ist mit den Details des Programms zwar noch hinter dem Berg, schließt aber einen möglichen Personalabbau nicht aus, wobei Betroffene erst informiert werden sollen. Das vorgelegte Maßnahmenpaket setzt an mehreren Hebeln an: Steigerung der Fertigungsproduktivität, fokussiertes Portfoliomanagement, Preisqualität und Senkung der Betriebskosten, und das alles, ohne die Innovationsfähigkeit des Unternehmens zu vermiesen. Auch die Investitionen in die Produktion an den Standorten Dresden und Kulim bleiben unangetastet. In Zahlen ausgedrückt: Ab 2025 soll das Programm jährlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag zum Segmentergebnis beisteuern. Vollends sichtbar werden die finanziellen Früchte erst im ersten Halbjahr 2027. Hinsichtlich der Umsatzziele musste das Unternehmen seine Erwartungen für 2023/24 auf etwa 15,1 Milliarden Euro nach unten navigieren. Besonders das Geschäft mit der Automobilindustrie blieb hinter den Hoffnungen zurück, was zur Halbierung der zuvor anvisierten Umsatzziele führte. Auch das Erstquartals-Resümee zeigt Einbußen im Vergleich zu den vorherigen Monaten, sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis. Trotz dessen prognostiziert Infineon für das dritte Quartal einen Umsatzzuwachs auf rund 3,8 Milliarden Euro und hofft auf eine Verbesserung der Segmentergebnismarge.