Hellofresh erlebt historischen Einbruch nach Rücknahme der Mittelfristziele

Eulerpool News
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Die Aktien von Hellofresh erlebten zum Wochenabschluss einen dramatischen Kurseinbruch, nachdem das Management des Unternehmens seine Mittelfristziele zurückgezogen hatte. Investoren und Analysten reagierten prompt auf die revidierten Prognosen, was zu einem Kurssturz von über 40 Prozent führte - ein historisches Tief für den Kochboxen-Anbieter. Mit am frühen Morgen gehandelten Aktienpreisen von 6,72 Euro wurde im Vergleich zum Vortag ein Wertverlust von beinahe 43 Prozent dokumentiert. Eine derart massive Kurseinbuße markiert den größten Verlusttag in der Geschichte des Konzerns, der nun kurz davor steht, das Rekordtief von Anfang 2019 zu unterbieten. Die ambitionierten Pläne von CEO Dominik Richter, bis 2025 einen Umsatz von zehn Milliarden Euro zu erreichen und dabei ein operatives Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von einer Milliarde Euro zu erzielen, scheinen nun in weite Ferne gerückt. Die revidierte Erwartungshaltung für 2024 deutet auf einen operativen Gewinn von lediglich 350 bis 400 Millionen Euro hin, nachdem bereits die vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Rückgang von 477 auf 448 Millionen Euro offenbarten. Analystin Emily Johnson von der Barclays Bank interpretiert die gesenkten Ziele für 2024 als erneute Enttäuschung, insbesondere nachdem auch die Prognosen für das Jahr 2023 zu einem früheren Zeitpunkt revidiert werden mussten. Dieser Schritt bleibt deutlich hinter den Marktexpectationen zurück, was viele Fragen für das Investoren-Meeting am Morgen aufwirft. William Woods von Bernstein Research führt in seiner Analyse den Margendruck unter anderem auf höhere Kosten für neue Produktionsstätten und Marketing zurück, während gleichzeitig ein geringerer Absatz zu höheren Fixkosten pro ausgelieferter Kochbox führt. Woods sieht darin jedoch ebenfalls ein Indiz für grundlegenden Druck auf das Geschäftsmodell von Hellofresh, das seiner Meinung nach stark von subventionierten Werbeangeboten abhängig ist. Das wachsende Misstrauen der Investoren spiegelt sich auch in den Worten von Simon Baker der Societe Generale wider. Die Glaubwürdigkeit der Unternehmensprognosen sei laut Baker "ernsthaft beschädigt". Er bezweifelt, dass in naher Zukunft das Vertrauen wiederhergestellt werden kann, insbesondere weil das Management zuvor betonte, dass aktuelle Probleme keinen wesentlichen Einfluss auf das Jahr 2024 nehmen würden. Die Kurskorrektur ist zu einem erheblichen Teil auf anhaltende Probleme in Hellofreshs wichtigstem Markt, den USA, zurückzuführen - konkret auf Verzögerungen beim Anfahren einer neuen Produktionsanlage in Arizona. Seit dem Kurseinbruch nach der Gewinnwarnung im November summiert sich der Wertverlust auf 67 Prozent, womit der Börsenwert des Unternehmens auf unter 1,2 Milliarden Euro sank. Der steile Aufstieg der Hellofresh-Aktie während der Pandemie – von unter zehn Euro vor COVID-19 auf beinahe 100 Euro im November 2021 – wird durch die Talfahrt nun kontrastierend in Erinnerung gerufen.