Europäische Immobilienwerte von Zinshoffnungen beflügelt

Eulerpool News
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In Zeiten wirtschaftlicher Ungewissheiten können Hoffnungen auf eine geldpolitische Wende sich als besonders kraftvoller Katalysator für Aktienkurse erweisen. Am europäischen Aktienmarkt sorgten gerade solche erhofften Zinsanpassungen für rege Kursausschläge bei Immobilienwerten. Der Stoxx Europe 600 Real Estate, ein gesamteuropäischer Immobilien-Branchenindex, zeigte sich von seinen jüngsten Verlusten unbeeindruckt und steigerte sein Plus im Verlauf des Vormittags auf beachtliche 1,6 Prozent. Wenngleich er im Tagesverlauf wieder leicht nachgab, verblieb ein solider Anstieg von 1,2 Prozent und sicherte den Immobilienaktien somit die Führungsposition im Branchenvergleich auf europäischer Ebene. Deutschlands Leitindex DAX spiegelte den Optimismus wider, insbesondere erkennbar an der Aktie von Vonovia, die um 1,3 Prozent zulegte – eine deutliche Erholung von einem kürzlich erreichten Tiefstand seit November. Auch der MDax zeigte sich von seiner freundlichen Seite, hier stachen Aroundtown mit einer Steigerung von 1,6 Prozent hervor, flankiert von den ebenfalls in die Höhe kletternden Werten von TAG Immobilien und LEG, die Zuwächse um bis zu 1,4 Prozent verzeichneten. Positive Impulse lieferten zudem die Preisdaten aus der Eurozone, auch wenn sie die Erwartungen nicht gänzlich erfüllten. Die Verbraucherpreise kletterten im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozent an, ein weniger starker Anstieg als im vorherigen Monat. Der Marktbeobachter Thomas Gitzel von der VP Bank interpretierte die Zahlen dahingehend, dass die Inflationsrate nicht mehr weit vom EZB-Zielwert von 2 Prozent entfernt sei, hob dabei aber insbesondere die sinkende Kerninflationsrate positiv hervor, welche die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert. Das hochempfindliche Reagieren des Immobiliensektors auf Inflations- und Zinssignale resultiert aus der Belastung durch hohe Leitzinsen in den letzten Monaten. Die lange aufrechterhaltene Erwartung schneller Zinssenkungen hatte dem Stoxx Europe 600 Real Estate Ende Dezember noch ein Jahreshoch beschert. Angesichts der darauf folgenden Unsicherheit über den Zeitpunkt der Zinserleichterung musste der Index einen Rückgang von bis zu 12 Prozent seit Dezember hinnehmen. Die Commerzbank-Expertin Antje Praefcke sieht nun den Juni als wahrscheinliches Datum für den Beginn des Zinssenkungszyklus der EZB, wobei nur noch wenige Marktteilnehmer auf eine Zinssenkung bereits im April spekulieren.