Entwarnung für britische Inflation: Markterwartungen zu Zinssenkungen könnten sich abschwächen

Eulerpool News
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Die Inflation in Großbritannien zeigt Anzeichen einer Abkühlung. Im ersten Quartal 2024 sank die jährliche Teuerungsrate von 4 Prozent auf 3,2 Prozent, was zu einer Neubewertung der Zinserwartungen führte. Nachdem der Markt zu Jahresbeginn noch sechs Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte erwartet hatte, werden nun nur noch zwei solche Senkungen im laufenden Jahr vorhergesagt. Die Vermutung, dass diese Einschätzungen zuvor zu optimistisch gewesen sein könnten, festigt sich. Die ursprünglich hohe Anzahl an erwarteten Zinssenkungen könnte sich im Nachhinein als zu ambitioniert herausstellen. Bereits die geringfügig über den Erwartungen liegende Preiswachstumsrate im März – um ganze 0,1 Prozentpunkte höher als vorhergesehen – hat zu einer Korrektur der Rateinschätzungen beigetragen. Diese Entwicklungen sollten jedoch nicht überinterpretiert werden. Die Analyse der Hauptkomponenten des Verbraucherpreisindexes (CPI) verdeutlicht, dass vor allem Dienstleistungen für die Inflation verantwortlich sind. Die Beiträge aus den Bereichen Lebensmittel und Energie fallen dagegen geringer aus. Letztere ziehen die Inflationsrate sogar nach unten. Es ist davon auszugehen, dass der Trend fallender Preise bei Lebensmitteln und Energie anhalten wird, da die Produzentenpreise für importierte und im Land hergestellte Nahrungsmittel sowie Gaspreise, die die Großhandelspreise für Strom beeinflussen, bereits rückläufig sind. Nicht nur bei Lebensmitteln und Energie zeigt sich eine abnehmende Dynamik. Auch die Preise für Güter könnten weiter sinken, da sich der Druck auf die Lieferketten entspannt und höhere Zinssätze den Herstellern zu schaffen machen. Darüber hinaus deutet der Rückgang des Verhältnisses von offenen Stellen zu Beschäftigung im Dienstleistungssektor darauf hin, dass auch der Lohnwachstum nachlassen könnte. Die allgemeinen Wirtschaftsbedingungen in Großbritannien, die zum Teil die Entwicklung des Arbeitsmarktes beeinflussen, deuten ebenfalls auf eine Abkühlung hin. Vor allem das schwache Wachstum der Geldmenge M4ex seit dem vergangenen Sommer, als Ergebnis der bereits umgesetzten Zinserhöhungen, könnte darauf hindeuten, dass die jährliche Inflationsrate in etwa anderthalb Jahren nahe Null liegen könnte. Eine ganzheitliche Betrachtung der Indikatoren für Lebensmittel, Energie und Güter lässt darauf schließen, dass die jährliche Inflation in Großbritannien bald unter das Ziel von 2 Prozent fallen und zu Beginn des nächsten Jahres nahe Null liegen könnte. Paul Dales, Chefökonom für Großbritannien bei Capital Economics, erwartet, dass das Kerninflationsziel bei etwa 2 Prozent liegen wird, wobei die CPI-Inflation später im Jahr unter 1 Prozent fallen könnte. Zusammenfassend lässt sich feststellen: - Der Markt hat auf die US-Zinserwartungen und höher als erwartete britische Inflationsdaten überreagiert. - Die Deflationsgeschichte Großbritanniens bleibt intakt, wobei eine weiter rückläufige Dienstleistungsinflation erwartet wird. - Die BoE sollte angesichts der jüngsten Inflationsdaten ihre Politik anpassen und mit Zinssenkungen nicht zögern, um längere Perioden niedriger Zinsen zu vermeiden.