Eisenbahnen in Fahrt: Nachfrage übertrifft Vor-Corona-Niveau

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Die Eisenbahnbranche in Deutschland verzeichnet erfreuliche Zeichen der Erholung. Mit 104,2 Milliarden Personenkilometern im letzten Jahr hat die Nachfrage nach Zugreisen nicht nur den coronabedingten Einbruch überwunden, sondern auch das bislang höchste Aufkommen aus 2019 übertroffen, wie jüngste Berechnungen der Allianz pro Schiene offenlegen. Der Verband schöpft seine Daten aus Erhebungen des Statistischen Bundesamts und bezeichnet die aktuelle Entwicklung als ein "Allzeit-Hoch". Die sogenannte Verkehrsleistung, die sich aus der Anzahl der Reisenden und den von ihnen per Bahn zurückgelegten Kilometern zusammensetzt, hatte zuvor in den Pandemiejahren fast einen Halbierungsschock erlitten. Damit scheint das ambitionierte Vorhaben der Bundesregierung, diesen Wert bis 2030 gegenüber 2015 zu verdoppeln, wieder in greifbare Nähe gerückt zu sein. Ein entscheidender Wachstumsimpuls kam dabei vom Deutschlandticket. Dieses Monatsabonnement für 49 Euro ermöglicht seit rund einem Jahr landesweite Fahrten im Nah- und Regionalverkehr und stärkte somit die Binnennachfrage signifikant. Besonders beeindruckend ist zudem der Anstieg im Fernverkehrssektor, wo die Verkehrsleistung auf 47,6 Milliarden Personenkilometer anwuchs, was ebenfalls einen Höchstwert darstellt, so Dirk Flege, der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. Die Herausforderungen für Reisende sind dennoch nicht zu übersehen. Tarifauseinandersetzungen führten im vergangenen Jahr zu wiederholten Streiks und damit einhergehenden Verkehrsbeschränkungen. Überdies verlangen zahlreiche Bauprojekte zur Sanierung des Schienennetzes den Fahrgästen weiterhin Geduld ab. Schlechte Infrastruktur und Unpünktlichkeit, insbesondere bei der Deutschen Bahn, sind Problempunkte, denen mit einer grundlegenden Netzmodernisierung begegnet werden soll. Im Rahmen dieser Offensive sind 40 Hauptstreckenkorridore bis 2030 für eine umfassende Überarbeitung vorgesehen, um die Anfälligkeit des Netzes für Störungen zu reduzieren und den Verkehrsfluss zu optimieren. Diese Baumaßnahmen werden zu Anfang jedoch mit weiteren Ausfällen einhergehen. Die erste große Hürde beginnt im Juni mit der Vollsperrung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Finanzielle Herausforderungen stehen ebenfalls im Raum. Während der Bund für die Netzmodernisierung bis 2027 knapp 30 Milliarden Euro bereitgestellt hat, schätzt die Bahn den Gesamtbedarf auf rund 45 Milliarden Euro. Nicht geklärt ist bisher, wie die Finanzierung des Projekts in den folgenden Jahren fortgeführt werden soll.