Anleger stehen vor spannender Woche voller geldpolitischer Entscheidungen

Eulerpool News
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Der Dax erreichte am Freitag erneut ein Rekordhoch von fast 16.765 Punkten. Trotz eines überraschend robusten US-Arbeitsmarkts sind die Investoren nach wie vor zuversichtlich bezüglich einer baldigen Zinssenkung. Der Arbeitsmarktbericht liefert den Anlegern jedoch 'wieder viel Interpretationsraum bei der Zinsdiskussion', wie Marktbeobachter Andreas Lipkow kommentiert. In der kommenden Woche stehen den Investoren wichtige geldpolitische Entscheidungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) bevor, was eine erhöhte Spannung verspricht. Der US-Arbeitsmarkt hat sich im Vergleich zum Vormonat im November erholt. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen ist angestiegen und hat die Erwartungen übertroffen. Dieser positive Trend wird von den Börsianern jedoch nur bedingt positiv aufgenommen. Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners kommentierte, dass der Arbeitsmarktbericht zwar nicht extrem stark sei, aber dennoch stark genug, um die erwartete erste Zinssenkung nach hinten zu verschieben. Experten von Capital Economics weisen jedoch darauf hin, dass der vergleichsweise starke Stellenaufbau vor allem auf zyklische Jobs und Streikrückkehrer zurückzuführen ist. Ohne diese Sondereffekte wäre die Entwicklung des US-Arbeitsmarkts ähnlich schwach wie zuvor, was zu einer weiteren Abschwächung der Konjunktur im vierten Quartal passen würde. Diese Einschätzung unterstützt die Hoffnung auf zeitnahe Zinssenkungen und könnte weitere Rekorde im Dax ermöglichen. Laut den Experten von Index Radar hat mit dem Arbeitsmarktbericht 'die heiße und zugleich finale Phase des Börsenjahres' begonnen. In der kommenden Woche stehen die US-Inflationszahlen am Dienstag im Fokus, gefolgt von den Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Obwohl von beiden Notenbanken vor Weihnachten keine Zinsschritte erwartet werden, setzen die Anleger bereits auf sinkende Zinsen im Jahr 2024. Der Chefvolkswirt Edgar Walk vom Bankhaus Metzler prognostiziert, dass die EZB im April erstmals den Leitzins senken wird, während er für die Fed einen ersten Zinsschritt im Juni erwartet. Walk schätzt die wirtschaftliche Lage in der Eurozone schwächer ein als in den USA und rechnet zudem mit einem schnelleren Rückgang der Kerninflation in der Eurozone. Die bevorstehende EZB-Zinssitzung könnte die Spekulationen über eine schnellere Zinswende nähren, da die Inflation zwar nicht das Ziel von zwei Prozent erreicht, aber in greifbarer Nähe liegt. Dies kommentierte Ulf Krauss, Experte bei der Helaba. Bei der Zinssitzung wird erwartet, dass erstmals eine Projektion für 2026 vorgelegt wird, die unter dem Inflationsziel liegen könnte. Dies dürfte den Anlegern gefallen und spricht für eine positive Stimmung an den Aktien- und Rentenmärkten nach der EZB-Pressekonferenz, so Krauss. Elmar Völker, Experte der LBBW, weist jedoch darauf hin, dass das Potenzial für Enttäuschungen beträchtlich ist. Es bleibt offen, inwiefern Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde den Spekulationen über Zinssenkungen verbal entgegenwirken werden. Beide haben wiederholt davor gewarnt, voreilig den Sieg über die Inflation zu erklären. Die extrem hohen Erwartungen der Marktteilnehmer müssen sich im kommenden Jahr an den Zinssenkungen messen lassen. Sascha Rehbein von der Weberbank kommentierte die anhaltenden Kursgewinne am Kapitalmarkt mit den Worten: 'Sie fühlen sich an wie eine verfrühte Bescherung vom Weihnachtsmann.' Dennoch ignorieren die Märkte die Kernbotschaft der Notenbanker, nämlich 'higher for longer' - die Absicht, die Leitzinsen über einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau zu halten. Abseits der Geldpolitik steht mit den ZEW-Konjunkturerwartungen am Dienstag ein weiteres Highlight auf der Agenda. Das Stimmungsbarometer der Finanzexperten in Deutschland hat sich in den letzten vier Monaten kontinuierlich verbessert, befindet sich jedoch noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Zudem werden am Mittwoch Zahlen zur Industrieproduktion der Eurozone veröffentlicht, sowie frische Einkaufsmanagerindizes am Freitag. Zum Jahresende geben zudem zahlreiche Institute ihre Konjunkturprognosen für 2024 ab. Auf Unternehmensebene erwartet uns in dieser Woche eine ruhige Woche. Der Medizintechnikhersteller Carl Zeiss Meditec veröffentlicht am Dienstag seine Jahreszahlen, gefolgt vom Ingenieursdienstleister Bertrandt am Donnerstag. In der Modebranche stehen zudem die Bilanz von Inditex nach neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres sowie der Umsatzbericht von H&M im vierten Geschäftsquartal an.