Angriff auf den Massentourismus: Erneuter Protest auf Mallorca

Auf Mallorca, einem beliebten Reiseziel für Deutsche, Briten und andere Nordeuropäer, haben erneut mehrere Tausend Einheimische gegen die Auswüchse des Massentourismus protestiert. Beobachter vor Ort schätzen jedoch, dass sich zu Beginn des Protestzuges in der Inselhauptstadt Palma etwas weniger Menschen beteiligten als bei der Großdemonstration vor acht Wochen. Ein Plakat zur Ankündigung des Protests zeigt eine Fotomontage, in der Ferienflieger, Privatjets, Kreuzfahrtschiffe und Luxus-Jachten die kleine Insel wie ein Schwarm Fliegen umkreisen. Unter dem Motto „Ändern wir den Kurs“ (Canviem el rumb), rief die Organisation „Weniger Tourismus, mehr Leben“ zur Kundgebung auf, um dem Tourismus Grenzen zu setzen. Plakate mit Aufschriften wie „Your luxury, our misery“ oder „Wir wollen nicht die Vorreiter beim Anstieg der Wohnkosten sein“ waren weit verbreitet. Die Demonstranten marschierten vom Park Ses Estaciones durch die Altstadt von Palma. Vor acht Wochen, unter den Mottos „Sagen wir Basta!“ und „Mallorca steht nicht zum Verkauf!“, hatten nach Angaben der Veranstalter bis zu 25.000 Einheimische an einer ähnlichen Kundgebung teilgenommen. Auch in anderen spanischen Touristenmetropolen wie Barcelona und Málaga sowie auf den Kanaren regt sich zunehmender Unmut. Tourismus ist für Mallorca jedoch von entscheidender Bedeutung – er macht 45 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel aus. Vertreter der Branche warnen davor, die wirtschaftliche Basis der Insel zu gefährden. Die Demonstranten beklagen jedoch, dass nur eine Minderheit von den Einnahmen profitiere, während die Mehrheit in Niedriglohnjobs in der Tourismusbranche arbeite, die nicht ausreichten, um die steigenden Wohnkosten zu decken. Staus, Lärm und Schmutz belasten ebenfalls die Nerven der Insulaner.