Aktien von Diageo und Pernod Ricard stürzen ab - Lateinamerika und Karibik belasten

Eulerpool News
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Der Spirituosenkonzern Diageo sieht sich mit abgeflauten Geschäften in Lateinamerika und der Karibik konfrontiert und rechnet daher mit einem schwächeren Wachstum. Die erst seit Juni amtierende Chefin Debra Crew hat ihre Ziele entsprechend heruntergeschraubt. Die Aktien des Getränkeherstellers gerieten am Freitag nach dieser Ankündigung stark unter Druck. Am frühen Nachmittag notierten sie rund 15 Prozent niedriger und erreichten den tiefsten Stand seit November 2020. Die Corona-Pandemie hatte den Aktien zuvor zu deutlichen Gewinnen verholfen. Im vergangenen Jahr ging der Kurs jedoch um fast ein Viertel zurück. Der französische Konkurrent Pernod Ricard verzeichnete ebenfalls Kursverluste. Die Aktien waren am frühen Nachmittag gut fünf Prozent niedriger. Auch der Luxusgüterkonzern LVMH, zu dem neben Marken wie Louis Vuitton auch Moët-Champagner und Dom Pérignon gehören, musste Einbußen von rund vier Prozent hinnehmen. Grund dafür war das nachlassende Wachstumstempo des Mitbewerbers Richemont. Diageo gab überraschenderweise bekannt, dass es im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres (bis Ende Dezember) in Lateinamerika und der Karibik einen organischen Nettoumsatzrückgang von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Der Konsumflaute sei geschuldet, so der Hersteller von Guinness-Bier, Tanqueray-Gin und Captain-Morgan-Rum. Aufgrund der hohen Inflation müssten Verbraucher ihre Ausgaben einschränken. Im vergangenen Geschäftsjahr trug Lateinamerika und die Karibik gut ein Zehntel zum Nettoumsatz des Konzerns bei. Das wichtigste Segment Nordamerika, das fast 40 Prozent des Gesamterlöses ausmacht, dürfte sich weiterhin allmählich erholen. Diageo plant, die Preise in dieser und anderen Regionen weiter zu erhöhen, um steigende Kosten auszugleichen. Für die zweite Hälfte des laufenden Geschäftsjahres prognostiziert das Management eine langsame Erholung des Umsatzes aus eigener Kraft im Vergleich zur ersten Jahreshälfte. Der Betriebsgewinn soll organisch steigen. Der RBC-Analyst James Edwardes Jones äußerte sich besonders kritisch: "Wir sind nicht davon überzeugt, dass die Probleme von kurzfristiger Natur sind." Auch die Mittelfristprognose für das Umsatzwachstum birgt angesichts des schwierigen Konsumumfeldes Abwärtspotenzial. Trotzdem hält die Konzernspitze an ihrem Mittelfristziel eines organischen Nettoumsatzzuwachses von fünf bis sieben Prozent fest, das im September verkündet wurde. Der operative Gewinn wird jedoch voraussichtlich nur noch ähnlich stark steigen wie der Umsatz. Ursprünglich wurde hier eine Steigerung von sechs bis neun Prozent angestrebt. Die JPMorgan-Expertin Celine Pannuti geht davon aus, dass Diageos Warnungen sich negativ auf die gesamte Getränkebranche auswirken werden. In der kommenden Woche wird der Konzern eine Kapitalmarktveranstaltung abhalten.