Abschied von der Braunkohle: Deutschland legt weitere Kraftwerksblöcke still

Eulerpool News
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Im Zuge des energiepolitischen Umbruchs erreicht Deutschland einen weiteren Meilenstein: Ende März werden sieben Braunkohlekraftwerksblöcke vom Netz genommen. Die aus der sogenannten Versorgungsreserve reaktivierten Blöcke und die über ihre beabsichtigte Schließungsfrist hinaus betriebenen Anlagen hatten in der Energiekrise eine strategische Rolle inne, um den Erdgasverbrauch zu reduzieren. Ein letztes Aufbäumen der Kohleverstromung wich nun der zuverlässigen Winterüberbrückung. Betroffen sind Kraftwerksblöcke im rheinischen und lausitzer Revier, wobei das Gros den Energiegiganten RWE und Leag zuzurechnen ist. Im Einzelnen waren im Kraftwerk Niederaußem die Blöcke E und F, im Kraftwerk Neurath der Block C (alle RWE) sowie im Kraftwerk Jänschwalde die Blöcke E und F (Leag) aus der Reserve gezogen worden. Zwei zusätzliche Blöcke aus Neurath (D und E) erhielten Aufschub. Dies war eine kolossale Leistungsspritze von zusammen 3,1 Gigawatt, im Vergleich zum Steinkohlekraftwerk Datteln 4 mit seinen 1,1 Gigawatt. Bemerkenswert war auch die Personalpolitik: Pensionierte Belegschaftsmitglieder kehrten temporär in die Kraftwerke zurück oder verschoben ihren Ruhestand, ein Staatsakt, der die Dimension der Herausforderung widerspiegelt. Nichtsdestotrotz bleibt Deutschland laut Bundesnetzagentur ein sicherer Hafen der Stromversorgung. Die Integration der Erneuerbaren, die bereits 159 Gigawatt zur Gesamtleistung beitragen, und der europäische Verbund sichern die zuverlässige Stromerzeugung. Während die Bundesnetzagentur stoisch bleibt, hat das Bundeswirtschaftsministerium Regulierungsdruck. Es muss bis Ende Juni Kompensationsvorschläge für die durch den zeitweiligen Kohleboost genährten Emissionen vorlegen. In der Politik hält man indessen an ambitionierten Zielen fest: Kathrin Henneberger (Die Grünen) begrüßt die Rückkehr zum regulären Ausstieg und betont die Dringlichkeit eines Ausbaus Erneuerbarer Energien bis 2030, um den klimakritischen Kohlekonsum endgültig ad acta zu legen.