Technology

18.11.2023, 13:00

IBM zieht Werbung von X zurück nach Assoziation mit Nazi-Inhalten

IBM setzt alle Werbemaßnahmen auf X, vormals Twitter, aus, nachdem seine Anzeigen neben Nazi-Inhalten erschienen.

Der Computer-Riese IBM hat angekündigt, künftig keine Werbung mehr bei X zu schalten, nachdem seine Anzeigen neben Nazi-Beiträgen entdeckt wurden. Laut einem Sprecher duldet IBM keine Hassrede und untersucht die "absolut inakzeptable Situation". Die Organisation Media Matters hatte zuvor aufgezeigt, dass Anzeigen von Unternehmen wie IBM, Apple und Oracle auf der Plattform neben Beiträgen mit positiven Äußerungen über Adolf Hitler und die Nationalsozialisten aufgetaucht sind.

IBM wollte im Schlussquartal rund eine Million Dollar bei X ausgeben, wie die "New York Times" unter Berufung auf interne Nachrichten berichtete. Dies ist jedoch nicht das erste Mal, dass Unternehmen mit solchen Vorfällen konfrontiert wurden. Sie haben wenig Einfluss darauf, neben welchen Beiträgen genau ihre Werbung platziert wird. Die Anzeigen werden hauptsächlich anhand von Alterszielgruppen, bestimmten Gegenden oder Interessen der Nutzer ausgespielt.

Um ein negatives Umfeld für ihre Marken zu vermeiden, sind Werbekunden darauf angewiesen, dass X Hassrede konsequent von der Plattform fernhält. Dies ist jedoch keine Garantie, wie andere Online-Dienste wie Google mit seiner Videoplattform YouTube schon erfahren mussten. In der Vergangenheit hatten sie ähnliche Probleme mit Werbekunden und haben ihre Inhalte-Aufsicht verschärft, um das Vertrauen zurückzugewinnen.

Seit dem Kauf von Twitter vor einem Jahr hat der X-Besitzer Elon Musk oft politische Ansichten der amerikanischen Rechten vertreten und der früheren Twitter-Führung vorgeworfen, diese unterdrückt zu haben. Er versprach mehr Redefreiheit auf der Plattform und beklagte sich darüber, dass die Werbeeinnahmen nur noch etwa halb so hoch seien wie zu Twitter-Zeiten. Musk versuchte sogar, seine Anhänger gegen abtrünnige Werbekunden aufzuhetzen.

Als es Gerüchte gab, dass Apple seine Ausgaben für X-Anzeigen gekürzt habe, besuchte Musk den Konzernchef Tim Cook in der Zentrale in Cupertino. Die von Musk eingesetzte X-Chefin Linda Yaccarino versprach Werbekunden ein sicheres Umfeld. Doch die jüngste Kontroverse, bei der Musk einen Beitrag befürwortete, der eine antisemitische Verschwörungstheorie verbreitete, stellt seine Glaubwürdigkeit in Frage.

In dem Beitrag wurde behauptet, dass von jüdischer Seite "Hass gegen Weiße" verbreitet werde. Musk rechtfertigte seine Unterstützung für den Beitrag und schrieb, dass darin die "tatsächliche Wahrheit" stehe. Später ergänzte er, dass er "einige Gruppen" wie die jüdische Organisation Anti-Defamation League (ADL) sehe, die "faktisch anti-weißen Rassismus und anti-asiatischen Rassismus" verbreiteten. Diese Äußerung löste Empörung bei der ADL aus und auch die American Jewish Committee machte auf die Gefahren von Antisemitismus aufmerksam.

Musk hat bei X mehr als 160 Millionen Follower und versicherte bereits in der Vergangenheit, dass er keine antisemitischen Ansichten habe. Doch seine jüngsten Aktionen zeigen, dass er nicht im Interesse von Tesla handelt, wie US-Investor Ross Gerber im TV-Sender CNBC betonte. Er kritisierte Musks Unterstützung für den Beitrag und sagte, dass er das Ansehen des Elektroauto-Herstellers schädigen würde.

Die IBM-Aktie zeigte sich unbeeindruckt von den Ereignissen und notierte im NYSE-Handel 0,14 Prozent niedriger bei 152,85 US-Dollar. Der Aktienkurs von Tesla lag bei 545,44 US-Dollar. Für Investoren bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen Musks Handeln für das Unternehmen haben wird. US-Investor Gerber kündigte bereits an, sein Tesla Model Y durch ein Fahrzeug des Konkurrenten Rivian zu ersetzen, da er keine Unterstützung für Musks Verhalten zeigen möchte.

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