Warren Buffett erwirkt diskrete Behandlung bei der SEC: Aufbau einer neuen Aktienposition

23.11.2023, 12:00

Berkshire Hathaway offenbart im 13F-Formular mehr Verkäufe als Käufe, hohen Barmittelbestand; Buffett plant geheim neue Aktienpositionen.

Berkshire Hathaway, die Investmentholding von Börsenlegende Warren Buffett, hat kürzlich im dritten Quartal 2023 im Rahmen des 13F-Formulars ihre Beteiligungen offengelegt. Dabei zeigten sich mehr Verkäufe als Käufe und ein rekordhoher Barmittel-Bestand. Doch im Geheimen arbeitet Buffett offenbar am Aufbau einer neuen Aktienposition und bat die SEC, eine oder mehrere Beteiligungen nicht öffentlich zu nennen.

Börsenlegende Warren Buffett hat in den letzten Jahren mehrfach betont, dass es momentan schwierig für Berkshire Hathaway sei, angemessen bewertete und groß genug für eine Investition geeignete Unternehmen zu finden. Dies spiegelt sich auch in den Daten zum dritten Quartal der Investmentgesellschaft wider. Laut "Business Insider" hat Berkshire Hathaway im dritten Quartal nur 1,7 Milliarden US-Dollar für Aktienkäufe ausgegeben und gleichzeitig Papiere im Wert von 7 Milliarden US-Dollar verkauft. Der Barmittelbestand des Unternehmens stieg daher von 147,4 Milliarden US-Dollar im Vorquartal auf einen Rekordwert von 157,2 Milliarden US-Dollar an.

Auch im gesamten Jahr 2023 ist Warren Buffett mit seiner Holding ein Nettoverkäufer von Aktien, während es im Jahr 2022 noch andersherum war. Wie "Yahoo Finance" berichtet, begründete das sogenannte Orakel von Omaha dieses Verhalten mit der "Beseitigung von Überresten" einiger Altbestände. Doch der berühmte Investor tätigte auch bei einigen prominenten Positionen Verkäufe. So trennten sich Buffett und Berkshire-Vize Charlie Munger im dritten Quartal vollständig von Aktien von Procter & Gamble, General Motors, UPS, Mondelez und Johnson & Johnson. Andere Beteiligungen, wie die am Ölkonzern Chevron oder am IT-Konzern HP, wurden deutlich reduziert. Es wurden jedoch keine bestehenden Positionen aufgestockt, sondern laut öffentlich zugänglichem 13F-Formular wurden neu Aktien von SiriusXM, Atlanta Braves und Liberty Media ins Berkshire-Depot aufgenommen.

Analyst Greggory Warren vom Finanzunternehmen Morningstar wertete das Verhalten von Warren Buffett gegenüber "Yahoo Finance" als Zeichen der Geduld. "Disziplin hat Berkshire davor bewahrt, große Fehler zu machen. Ihr Barmittelbestand ist so hoch, weil sie im Laufe der Zeit keine unklugen Entscheidungen getroffen haben", erklärte er. Auch Lee Munson vom Vermögensverwalter Portfolio Wealth sagte gegenüber dem Nachrichtenportal: "Die Botschaft lautet: Seien Sie vorsichtig. Ich glaube, er sieht für das nächste Jahr Probleme voraus." Buffett sehe laut Munson momentan einfach "keine großartigen Deals". Doch das scheint nicht ganz zuzutreffen. Denn Buffett hat anscheinend im abgelaufenen Quartal einen großartigen Deal gefunden, will diesen aber noch nicht mit der Öffentlichkeit teilen.

Laut "Investing.com" hat Berkshire Hathaway bei der Einreichung des obligatorischen 13F-Formulars die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC darum gebeten, eine oder mehrere Beteiligungen nicht öffentlich zu machen. "Der Manager hat in diesem öffentlichen Formular 13F eine oder mehrere Beteiligungen weggelassen, für die bei der U.S. Securities and Exchange Commission eine vertrauliche Behandlung gemäß Abschnitt 13(f) des Exchange Act und Regel 24b-2 beantragt wurde", sagte die Behörde laut "Investing.com". Dieses Vorgehen ist für Warren Buffett nicht neu. Bereits 2020 hatte er mit der SEC Stillschweigen vereinbart, während er Beteiligungen an Chevron und Verizon aufbaute.

"Barron's" geht im aktuellen Fall davon aus, dass Buffett im dritten Quartal 2023 mit dem Aufbau der neuen Position begonnen habe, dieser jedoch noch nicht abgeschlossen sei. Die Geheimhaltung der neuen Beteiligung diene nun dazu, die Aktienkäufe im laufenden Quartal in Ruhe abschließen zu können, ohne dass der Kurs des Unternehmenspapiers durch Nachahmer von Buffett in die Höhe getrieben werde. Eine Auflösung, um welches Unternehmen es sich bei der momentan geheimen Buffett-Wette handelt, wird entweder mit dem nächsten 13F-Formular für das vierte Quartal 2023 erwartet oder bereits zuvor im Rahmen einer Pflichtmitteilung, falls Berkshire Hathaway die Meldeschwelle von fünf Prozent überschreitet.

Obwohl aktuell noch nicht bekannt ist, um welches Unternehmen es sich bei Buffetts geheimem Trade handelt und ob es sich um ein oder mehrere Unternehmen handelt, deuten Indizien aus dem Quartalsberichtsformular 10-Q dennoch in eine bestimmte Richtung. Laut "Barron's" geht aus dem 10-Q-Formular hervor, dass die Kostenbasis von Finanzwerten bei Berkshire Hathaway im dritten Quartal um 1,2 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, während sie bei anderen Aktiengruppen sank. Aus dem 13F-Formular geht jedoch hervor, dass die Investmentholding keine der bestehenden Positionen aus der Finanzbranche aufgestockt hat. Die Veränderungen in der Kostenbasis müssen laut der Nachrichtenseite also auf eine neue Position aus diesem Sektor zurückgeführt werden.

Ein nicht namentlich genannter Analyst vom Finanzdienstleister Edward Jones vertrat gegenüber "Investing.com" die Meinung, dass Warren Buffett wahrscheinlich eine neue Finanzaktie in sein Portfolio aufgenommen hat. Bei der Frage, um welches Unternehmen es sich dabei handeln könnte, fallen die Einschätzungen jedoch unterschiedlich aus - obwohl die Auswahl angesichts der vielen Finanztitel, die sich bereits im Berkshire-Depot befinden, gar nicht mehr so groß ist. Während "Barron's" davon ausgeht, dass Berkshire momentan an einem "Finanzunternehmen aus den Top 25 nach Marktwert" beteiligt ist, glaubt der Edward Jones-Analyst, dass auch kleinere Unternehmen aus der Branche in Frage kommen könnten. Beide rechnen jedoch damit, dass die aufgebaute Position bis zu vier oder fünf Milliarden US-Dollar groß sein dürfte. Die möglichen Kandidaten - sofern es sich nur um eine einzelne Beteiligung handelt - sind laut "Barron's" die US-Investmentbank Morgan Stanley, der Fondsanbieter BlackRock oder die Versicherungsgesellschaft Chubb. Der Edward Jones-Analyst nannte hingegen das US-Investmenthaus Goldman Sachs, den Finanzdienstleister Charles Schwab und den Versicherer AIG als mö

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