Business

20.4.2023, 18:00

Neue Finanzchefin möchte Evonik besser koordinieren

Mit einer Controlling-Software gekoppelte App zur schnellen und unkomplizierten Veranschaulichung von Kennziffern

Maike Schuh, neue Finanzchefin des Chemiekonzerns Evonik, sieht die Zukunft in weniger PowerPoint-Folien und mehr Unterstützung für die Geschäftsbereiche aus der Finanzzentrale.

Um die ambitionierten Wachstumsziele zu erreichen, brauche es mehr Ursachenanalyse, mehr tiefe Analyse und Aufbereitung der für die Steuerung der einzelnen Geschäfte relevanten Kennziffern. "Ich kenne die operativen Nöte, weiß, wo die Sparten mehr Unterstützung benötigen, auch bei den Finanzfunktionen. Dafür brauche es weniger PowerPoint-Präsentationen, sondern eine noch tiefere Analyse und Aufbereitung der für die Steuerung der einzelnen Geschäfte relevanten Kennziffern. Und das will ich nun auch für die ganze Evonik." so Schuh in einer Gesprächsrunde mit Journalisten am Mittwochabend in Essen.

Die 49-jährige Managerin, die studierte Juristin war, kam 2015 zu Evonik und hatte dort zunächst das Rechnungswesen geleitet. Ab 2020 verantwortete sie Finanzen, Personal und Strategie der Sparte Performance Materials und übernahm 2022 deren Führung.

In dem Bereich hatte Evonik die Geschäfte mit Standardchemikalien gebündelt, die im Zuge der Fokussierung auf die profitablere Spezialchemie schrittweise verkauft werden. Anfang April übernahm sie die Konzernfinanzen von Ute Wolf.

Maike Schuh während ihrer Zeit in der Sparte Performance Materials sagte einmal: "Kein PowerPoint mehr" und das funktionierte über weite Strecken auch. Stattdessen kam eine mit Controlling-Software gekoppelte App zur schnellen und unkomplizierten Veranschaulichung von Kennziffern zum Einsatz. Ihr Ziel ist nun, dass das Konzern-Controlling zu einem echten strategischen "Sparringspartner" der Geschäftseinheiten wird, der ausreichend Handlungsempfehlungen geben kann.

Damit Evonik bei Investoren wieder mehr Anklang findet, muss Schuh den Konzernumbau im aktuell schwierigen Konjunkturumfeld vorantreiben. Die Nachfrage in der Branche brach gegen Ende letzten Jahres ein, die unsicheren Konjunktur trieb die Menschen zum Sparen. Zugleich saßen viele Kunden auf recht vollen Lagern, die erst einmal geräumt werden mussten. Hinzu kommen weiterhin hohe Energiepreise in Europa.

Um die Balance zwischen Kostendisziplin und den Investitionen in künftiges Wachstum zu wahren, hat Evonik bereits vor rund einem Jahr angekündigt, reichlich Geld in erhoffte Wachstumsfelder zu stecken. Drei Milliarden Euro sind bis 2030 geplant für umweltfreundlichere Produkte, die bis dahin die Hälfte zum Konzernumsatz beisteuern sollen. Weitere 700 Millionen Euro fließen in die Weiterentwicklung von Produktionsprozessen und in die Infrastruktur, etwa um die CO2-Emissionen zu senken. Auch größere Übernahmen könnten perspektivisch wieder auf die Agenda rücken.

Schwerpunkt bleibt zunächst aber die Trennung vom Geschäft mit Standardchemikalien der Sparte Performance Materials. Erst jüngst hat Evonik einen Käufer für den Standort Lülsdorf südlich von Köln gefunden und auch für die beiden größeren Bereiche Super Absorber und den C4-Verbund soll bis Jahresende Klarheit herrschen.

Für das Super-Absorber-Geschäft wurden laut Schuh erste, kurz gefasste Angebotsunterlagen jüngst an potenzielle Interessenten verschickt.

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