Hannover Rück: EBIT schwächelt, Nettogewinn trifft die Erwartungen

7.2.2024, 19:00

Operativer Gewinn der Hannover Rück durch hohe Rückstellungen deutlich beeinträchtigt.

Hannover Rück muss aufgrund hoher Rückstellungen einen Rückschlag im operativen Gewinn hinnehmen, wie der Rückversicherer kürzlich bekanntgab. Laut Angaben des DAX-Konzerns lag das EBIT im Jahr 2023 deutlich unter den Erwartungen des Marktes.

Durch einen positiven Steuereffekt konnte das Unternehmen jedoch im Nettogewinn punkten und die Prognose der Analysten erfüllen. Der operative Gewinn belief sich auf 2 Milliarden Euro, während die Konsenserwartung bei 2,4 Milliarden Euro lag und der Vorjahreswert bei 2,1 Milliarden Euro.

Im vierten Quartal entstanden Rückstellungen, die zu einem unerwartet starken Anstieg des Konfidenzniveaus der Reserven führten.

Auch in der Schaden-Rückversicherung blieb das operatives Ergebnis mit 1,1 Milliarden Euro hinter den Erwartungen des Marktes von 1,6 Milliarden Euro zurück. Die unterliegende Profitabilität hingegen blieb aufgrund des soliden Marktumfelds "sehr erfreulich und entsprach vollständig den Erwartungen".

In der Personen-Rückversicherung trug das EBIT mit 0,9 Milliarden Euro sogar mehr als erwartet zum positiven Ergebnis bei. Der Nettogewinn betrug 1,8 Milliarden Euro und lag somit über der Zielmarke von mindestens 1,7 Milliarden Euro. Aufgrund der Umstellung der Bilanzierung auf IFRS17 ist jedoch ein direkter Vergleich mit dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro nicht möglich.

Die vollständigen Zahlen für das Jahr 2023 wird Hannover Rück am 18. März publizieren.

Auch in der jährlichen Erneuerungsrunde zum 1. Januar konnte die Hannover Rück erneut höhere Preise durchsetzen. Inflation- und risikoadjustiert stiegen die Preise in der traditionellen Schaden-Rückversicherung um 2,3 Prozent, wie der DAX-Konzern bekannt gab.

Das erneuerte Prämienvolumen nahm ebenfalls zu. Von dem zur Erneuerung anstehenden Volumen von 9,5 Milliarden Euro wurden 8,6 Milliarden Euro verlängert, während 881 Millionen Euro gekündigt oder in veränderter Form erneuert wurden.

Insgesamt konnte das erneuerte Prämienvolumen dank des attraktiven Marktumfelds um 6,9 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro gesteigert werden.

Der Rückversicherer Hannover Rück ist zuversichtlich, sein Ziel von mindestens 2,1 Milliarden Euro Überschuss im Jahr 2024 zu erreichen, dank erneuter Prämienerhöhungen. CEO Jean-Jacques Henchoz bekräftigte dies kürzlich in Hannover und hob dabei hervor, dass die Vertragserneuerungen mit Erstversicherern wie Allianz und Generali positiv verliefen.

Im vergangenen Jahr konnte Hannover Rück dank eines positiven Steuereffekts auf Bermuda bereits einen Rekordgewinn von 1,8 Milliarden Euro verzeichnen. Dieser lag somit über der erwarteten Mindestmarke des Vorstands. Dies war unter anderem auf die Inanspruchnahme von steuerlichen Verlustvorträgen in Bermuda zurückzuführen, die sich auf etwa 200 Millionen Euro beliefen und somit die Steuerquote der Hannover Rück von 22,7 Prozent auf 1,4 Prozent senkten.

Laut Henchoz nutzte der Vorstand diese Gelegenheit, um die Rückstellungen für künftige Schäden zu erhöhen und dennoch das Gewinnziel zu übertreffen. Die höheren Reserven sollen dem Konzern dabei helfen, seine Ziele für die Jahre 2024 und 2025 zu erreichen.

Die aktuellen Geschäftszahlen können nicht direkt mit den Vorjahreszahlen verglichen werden, da seit 2023 neue Regeln für die Berechnung der Geschäftszahlen gelten. Der Gewinn für das Jahr 2022 wurde ursprünglich mit 1,4 Milliarden Euro angegeben, nach den neuen Regeln wären es jedoch nur etwa 780 Millionen Euro gewesen.

Laut Henchoz ist dies auf verschiedene Bilanzierungseffekte und die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit Munich Re zurückzuführen. Der Versicherungsumsatz der Hannover Rück stieg im Jahr 2023 um rund ein Prozent auf 24,4 Milliarden Euro und vor Zinsen und Steuern konnte ein Gewinn von knapp zwei Milliarden Euro erwirtschaftet werden, eine Steigerung um etwa 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Analysten hatten jedoch einen höheren Gewinn erwartet und nicht mit einer derart hohen Zufuhr zu den Schadenreserven gerechnet. Die endgültigen Zahlen und Informationen zur Dividende werden bei der Veröffentlichung des Geschäftsberichts am 18. März bekanntgegeben.

Trotz höherer Preise in der Vertragserneuerung zum 1. Januar durchzog die Hannover Rück auch einige zum Jahreswechsel erneute Verträge mit Erstversicherern. Bereinigt um Inflation und veränderte Risiken stiegen die Preise um 2,3 Prozent und das erneuerte Prämienvolumen wuchs um 6,9 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro.

Das Management setzt dabei vor allem auf sogenannte nichtproportionale Verträge, bei denen ein Rückversicherer Risiken von Erstversicherern erst ab einer bestimmten Schadensumme übernimmt oder nur bis zu einem Höchstbetrag. Die Neuigkeiten wurden an der Börse positiv aufgenommen und die Hannover-Rück-Aktie erreichte zeitweise einen neuen Höchstwert von 231,20 Euro, was einem Anstieg von 1,99 Prozent entspricht.

Seit Jahresbeginn hat die Aktie bereits mehr als sechs Prozent an Wert gewonnen. Die endgültigen Geschäftszahlen für das Jahr 2023 und Informationen zur Dividende werden bei der Veröffentlichung des Geschäftsberichts am 18. März bekannt gegeben.

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