Airbus im Übernahmemodus: Milliardenangebot für Cybersecurity-Bereich von Atos

4.1.2024, 09:00

Airbus plant, mit einer Milliardeninvestition den Bereich für Cybersicherheit und Datenverarbeitung des in Schwierigkeiten befindlichen französischen IT-Dienstleisters Atos zu erwerben.

Airbus und Atos befinden sich in Verhandlungen über einen möglichen milliardenschweren Deal. Der Flugzeugbauer möchte sich die Cybersicherheits- und Datensparte des französischen IT-Dienstleisters sichern, die unter anderem Big Data und Security (BDS) umfasst. Das Angebot von Airbus bewertet das Geschäft inklusive Schulden mit 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro.

Atos hat jedoch auch ein unverbindliches Angebot für einzelne Teile des BDS-Geschäfts erhalten und möchte vorrangig mit Airbus verhandeln. Die Gespräche befinden sich jedoch noch in einem frühen Stadium. Die "Financial Times" berichtete bereits darüber, und sowohl Airbus als auch Atos haben die Gespräche bestätigt.

Der Kauf der Cybersicherheits- und Datensparte von Atos wäre ein wichtiger Schritt für Airbus, um als führendes Unternehmen in der Luftfahrt, Rüstung und Cybersicherheit zu wachsen und seine digitale Transformation zu beschleunigen. Es gibt jedoch keine Garantie, dass ein Deal zustande kommt. Die Aktien von Atos stiegen zunächst um zwölf Prozent, fielen aber im Laufe des Handelstages und schlossen schließlich 5,75 Prozent tiefer. Die Airbus-Aktien im DAX schlossen ebenfalls niedriger mit einem Minus von 2,96 Prozent.

Die US-Investmentbank Jefferies schätzt die Bewertung des BDS-Geschäfts auf 1,5 bis 2,5 Milliarden Euro, was positiv für die Airbus-Aktionäre wäre. Jedoch kann ein Bieterwettlauf zu einem höheren Preis führen. Aus Sicht der Atos-Aktionäre ist die genannte Bewertung kein besonders attraktiver Preis. Der IT-Dienstleister sucht seit geraumer Zeit nach Lösungen aufgrund von Verlusten im angestammten Geschäft und hoher Verschuldung. Ursprünglich war geplant, das Unternehmen Mitte 2022 in die Sparten Big Data und Cybersicherheit aufzuspalten.

Damals hatte auch Airbus Interesse an der Cybersicherheit gezeigt, aber später abgelehnt. Inzwischen steht das traditionelle IT-Servicegeschäft von Atos unter dem Namen Tech Foundations zum Verkauf, während für die Sparte Eviden, die auch das BDS-Geschäft umfasst, eine Kapitalerhöhung und kleinere Anteilsverkäufe in Betracht gezogen wurden. Die Kapitalerhöhung stieß jedoch bei Investoren auf wenig Zustimmung und musste entsprechend angepasst werden. Auch der geplante Verkauf des Stammgeschäfts von Atos verzögert sich.

Daher plant das Management, mehr Vermögenswerte zu verkaufen als bisher geplant, möglicherweise sogar das gesamte BDS-Geschäft.Das Cybersicherheitsgeschäft von Atos ist in Frankreich als sicherheitsrelevant eingestuft. Die Supercomputer des Unternehmens werden beispielsweise für Simulationsberechnungen von Atombombentests verwendet, die Frankreich nicht mehr mit realen Kernwaffen durchführt.

Daher ist die Aufspaltung von Atos politisch umstritten. Dies wirkt sich auch auf den möglichen Verkauf von Tech Foundations an die Holdinggesellschaft EPEI des tschechischen Geschäftsmanns Daniel Kretinsky sowie eine Minderheitsbeteiligung von EPEI an der Cybersicherheitssparte aus. Wichtige Anteilseigner von Atos sind Onepoint mit 11 Prozent und der deutsche Siemens-Konzern mit knapp 5 Prozent.

Siemens hatte 2011 sein IT-Servicegeschäft an Atos verkauft und dabei Anteile an dem Unternehmen erhalten. In den vergangenen Jahren hat der Wert des Konzerns stark abgenommen. Im Jahr 2019 lag er noch bei über 10 Milliarden Euro, ist aber mittlerweile auf weniger als 750 Millionen Euro gesunken.

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