Unilever verkauft russisches Geschäft an Arnest: Strategischer Rückzug aus umstrittenem Markt

Unilevers Verkauf des russischen Geschäfts an Arnest markiert einen strategischen Rückzug aus einem umstrittenen Markt.

11.10.2024, 15:08
Eulerpool News 11. Okt. 2024, 15:08

Unilever hat seine russischen Geschäftstätigkeiten für bis zu 520 Millionen Euro an den lokalen Hersteller Arnest veräußert, nachdem die Behörden in Moskau den Deal genehmigt hatten. Dieser Schritt umfasst Vermögenswerte im Wert von rund 600 Millionen Euro, einschließlich der Aktivitäten in Belarus, wie das in London gelistete Unternehmen am Donnerstag bekannt gab.

„Wir haben das Unilever Russia Business intensiv auf einen möglichen Verkauf vorbereitet“, erklärte CEO Hein Schumacher auf dem Kapitalmarkttag in Frankfurt. Die Trennung von IT-Plattformen und Lieferketten sowie die Migration der Marken in kyrillische Schriftzeichen waren zentrale Bestandteile dieser komplexen Transaktion. Mit dem Abschluss des Verkaufs beendet Unilever seine Präsenz in Russland und kann sich nun stärker auf andere strategische Herausforderungen konzentrieren, wie die schleppende Einführung des RSV-Impfstoffs Arexvy.

Arnest, ein Unternehmen des russischen Industriellen Alexei Sagal, hat sich in den letzten Jahren als bedeutender Akteur etabliert, indem es westliche Unternehmen wie Ball Corp, Heineken und Oriflame übernommen hat. Diese Übernahmen haben Arnest’s Umsatz im letzten Jahr auf rund 143 Millionen US-Dollar gesteigert, während der Grundgewinn um das 24-fache gewachsen ist. Besonders auffällig ist der Erwerb der russischen Heineken-Aktiva zu einem symbolischen Preis von 1 Euro, verbunden mit einem Verlust von 300 Millionen Euro für den Brauer.

Trotz des Verkaufs konnte Unilever seine Marktanteile in Russland weitgehend halten. Die russischen Operationen umfassten vier Fabriken und machten etwa 1 Prozent des Gesamtumsatzes und Nettogewinns des Konzerns im Jahr 2023 aus. Der Schritt folgt einer Welle von Unternehmensabgängen aus Russland nach der Invasion der Ukraine, wobei Arnest zu den Hauptprofiten zählt.

Der Verkauf erfolgt in einem schwierigen Umfeld, in dem der russische Markt für westliche Unternehmen zunehmend unattraktiv wird. Neben den staatlich auferlegten 50-prozentigen Preisnachlässen für „unfreundliche“ Länder kommt eine 15-prozentige Exit-Steuer hinzu, die den Verkauf erschwert. Zudem gestaltet sich die Suche nach lokalen Käufern, die den westlichen Anforderungen und russischen Vorschriften gleichermaßen entsprechen, immer schwieriger.

Analysten von Jefferies bewerten den Verkauf als wichtigen Schritt zur Risikominimierung und zur Fokussierung auf Kernmärkte. „Der Vergleich entfernt die Ablenkung durch Zantac-Klagen und ermöglicht es dem Unternehmen, sich auf die Zukunft zu konzentrieren“, so ein Analyst. Dennoch bleiben Unsicherheiten bestehen, da noch 7 Prozent der Kläger weiterhin Gerichtsverfahren führen könnten.

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