Pavel Durov, der russischstämmige Milliardär und Gründer der weltweit beliebten Messaging-App Telegram, wurde am Samstagabend am Flughafen Le Bourget bei Paris festgenommen. Die Festnahme, die nach Durovs Ankunft aus Aserbaidschan erfolgte, löste umgehend diplomatische Spannungen zwischen Russland und Frankreich aus und sorgte für heftige Kritik an der europäischen Meinungsfreiheit.

Laut Informationen von drei anonymen Quellen, darunter zwei französische Polizeibeamte und eine russische Quelle, wurde Durov aufgrund eines Haftbefehls in Frankreich verhaftet. Der Haftbefehl soll im Zusammenhang mit Vorwürfen stehen, dass Telegram aufgrund unzureichender Moderation die Verbreitung von Straftaten ermögliche und nicht ausreichend mit den Behörden kooperiere.

Telegram, das in Dubai ansässig ist und weltweit fast eine Milliarde Nutzer zählt, verteidigte Durov in einer offiziellen Erklärung. Das Unternehmen betonte, dass es die Gesetze der Europäischen Union einhalte, einschließlich des Digital Services Act, und dass Durov regelmäßig in Europa reise. "Es ist absurd zu behaupten, dass eine Plattform oder ihr Eigentümer für den Missbrauch dieser Plattform verantwortlich gemacht werden kann," hieß es weiter.

Die Festnahme Durovs hat in Russland Wellen geschlagen. Russische Politiker, darunter Maria Butina, die Durov als "politischen Gefangenen" bezeichnete, und der ehemalige Präsident Dmitri Medwedew äußerten scharfe Kritik. Medwedew warf Durov vor, die Risiken, die mit seiner Flucht aus Russland verbunden waren, unterschätzt zu haben.

Die Situation wird auch durch die kritische Reaktion von Elon Musk, dem Eigentümer von X (ehemals Twitter), weiter verschärft, der auf die Inhaftierung mit den Worten reagierte: "Es ist 2030 in Europa und Sie werden hingerichtet, weil Sie ein Meme mögen." Diese Aussage unterstreicht die wachsende Besorgnis über Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Europa.

Durov, der Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate als Staatsbürgerschaften besitzt, hat Telegram 2014 gegründet, nachdem er Russland verlassen hatte, weil er sich weigerte, Oppositionsgruppen auf seiner früheren Plattform VKontakte zu schließen. Seitdem hat Telegram eine zentrale Rolle in der Informationsverbreitung, insbesondere in Russland und der Ukraine, übernommen.

Russlands Außenministerium hat Frankreich offiziell aufgefordert, Durovs Rechte zu wahren, und kritisierte die Festnahme scharf. Die französischen Behörden haben bisher keine offizielle Stellungnahme zu dem Vorfall abgegeben.

Durovs Verhaftung könnte weitreichende Folgen für die geopolitischen Spannungen und die Diskussionen über die Freiheit der Meinungsäußerung in Europa haben. Telegram bleibt trotz der Kontroversen eine der am weitesten verbreiteten und einflussreichsten Social-Media-Plattformen weltweit.