Verbotener Weichmacher überraschend in Körpern gefunden – Umweltbehörden alarmiert

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Eine neueste Untersuchung des Umweltbundesamtes hat für Aufsehen gesorgt: Bei der sechsten Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit stellte sich heraus, dass mehr als ein Viertel der Urinproben der deutschen Bevölkerung Spuren eines seit Langem regulierten und weitgehend verbotenen Weichmachers enthielten. Sorge bereitet den Experten das Auffinden des Metaboliten MnHexP, eines Abbauprodukts des Weichmachers Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP), welcher fortpflanzungsschädigend sein könnte und das Risiko für schwerwiegende Krankheiten erhöht. Dieser Befund wurde zum ersten Mal im Jahr 2023 festgestellt und veranlasste Marika Kolossa, Toxikologin beim Umweltbundesamt, zu konstatieren, dass ein solcher Stoff eigentlich nicht im menschlichen Körper vorhanden sein sollte. Nach den Erkenntnissen aus Tierversuchen könnte dieser Stoff insbesondere für die Fortpflanzungsorgane männlicher Föten im Mutterleib schädlich sein, aber auch für Erwachsene potenzielle Gesundheitsgefahren wie Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit bergen. Bei einigen Individuen wurden Konzentrationen gefunden, die eine gesundheitliche Gefährdung nicht ausschließen lassen. Lars Tietjen, ein Chemikalienexperte des Umweltbundesamtes, äußerte sich dahingehend, dass DnHexP unter besonderen Bedingungen auch in EU-Importprodukten oder älteren EU-Erzeugnissen vorkommen könnte. Man habe jedoch keine Informationen über größere Mengen, die verarbeitet wurden, und könne daher nichts ausschließen. Eine Untersuchung früherer Urinproben von Kindergartenkindern in Nordrhein-Westfalen durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zeigte eine alarmierende Zunahme der mit dem Metaboliten MnHeP belasteten Proben zwischen 2017/18 und 2020/21 von 26 Prozent auf 61 Prozent. Bei stark belasteten Kindern verzeichnete man sogar eine Verzehnfachung der Konzentration. Verblüffend ist hierbei, dass die Erhöhung nicht auf bestimmte Wohnorte zurückzuführen ist, sondern landesweit auftritt. DnHexP ist bereits seit 2013 auf der EU-Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe geführt und darf demnach nicht mehr in Kosmetika, Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, oder Spielzeug verwendet werden. Die plötzliche Entdeckung dieses Stoffes in der Bevölkerung gibt den Behörden jedoch Rätsel auf und wird als „Detektivgeschichte“ betitelt, bei der nun intensiv nach der Quelle des Phthalats gesucht wird – sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene.