Zinswende in Indien: Bank of America prognostiziert drastische Zinssenkungen

Indiens Zentralbank könnte die Zinsen im Zuge eines geldpolitischen Lockerungszyklus um bis zu 100 Basispunkte senken. Die Maßnahmen sollen laut Bank of America im Dezember beginnen, sobald die Inflation dem Zielwert von 4% näher kommt. Während einer Interview-Aussage betonte Vikas Jain, Leiter Fixed Income, Währungen und Rohstoffe bei der Bank in Indien, dass eine Reduzierung des Repo-Satzes auf 5,50% möglich sei, sobald die Inflation diese Marke erreicht – bedingt durch konstant niedrigere Kerninflationswerte. Der Zinssenkungszyklus in der drittgrößten Wirtschaft Asiens soll laut Jain mit einem Schnitt von 25 Basispunkten im Dezember starten und spiegelt damit die Marktmeinung wider. Allerdings ist Jains Prognose einer Gesamtreduktion um 100 Basispunkte bis März 2026 steiler als der Konsens, der eine Senkung um 50-75 Basispunkte erwartet. Die Zentralbank, die sich diese Woche trifft, wird voraussichtlich den Leitzins zum neunten Mal in Folge bei 6,50% halten. Indiens Einzelhandelsinflation stieg im Juni auf 5,08%, während die Kerninflation auf 3,1% sank und sich damit in der Nähe eines Rekordtiefs bewegt, was die Inflationsprognose der Zentralbank von durchschnittlich 4,5% in diesem Geschäftsjahr stützt. Im vergangenen Monat schätzte die Reserve Bank of India, dass der neutrale oder reale Zinssatz für die Wirtschaft auf etwa 1,4%-1,9% gestiegen ist, höher als die vorhergehende Schätzung von 0,8%-1,0%. Eine größere Bandbreite des neutralen Zinssatzes eröffnet laut Jain von der Bank of America Raum für weitere Zinssenkungen. Jain erwartet, dass die Rendite der 10-jährigen Benchmark-Anleihe Indiens bis Dezember auf 6,70% sinken wird und empfiehlt, bei Preisrückgängen Käufe zu tätigen. Zudem bleibt er positiv hinsichtlich Overnight Index Swaps, da die Ein- und Zweijahreszinsen erhöht sind und diese Kurve Zinssenkungen konservativ einpreist. Aufgrund der vorübergehenden Natur des Bankliquiditätsüberschusses in Indien könnte die Zentralbank auch durch den Einsatz von Devisen-Termingeschäften in die Liquiditätsverwaltung eingreifen, prognostiziert Jain.