Zalando sieht Wachstumspotenzial nach Durststrecke

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Der digitale Modegigant Zalando verheißt goldene Zeiten: Trotz anhaltender Konsumdelle in Europa, die voraussichtlich bis ins Jahr 2024 spürbar bleiben wird, prophezeit das Unternehmen ab den darauf folgenden Jahren ein kräftiges Wiederaufflammen des Geschäftsbetriebs samt steigender Profitabilität. So kam es, dass Zalando-Aktien an einem frühlingshaften Mittwochvormittag an Dynamik gewannen, sich um beachtliche 13 Prozent aufwärts schraubten und somit einen Lichtblick im aktuell eher dämpfenden Börsenklima setzten. In der deutschen Hauptstadt kündigte der Dax-Konzern an, in den kommenden sechs Jahren ein schrittweises Wachstum von fünf bis zehn Prozent pro Jahr beim Bruttowarenvolumen (GMV) und beim Umsatz zu erreichen. Bis 2028 hat sich Zalando ein präzises Ziel gesetzt: Die Ebit-Marge soll, bereinigt um Sondereffekte, auf sechs bis acht Prozent anwachsen und damit ein fulminantes Comeback nach der eher mageren jüngsten Vergangenheit feiern. Branchenbewertungen zu den ehrgeizigen Plänen differieren: Volker Bosse, Analyst bei der Baader Bank, findet lobende Worte und hält die Mittelfristziele für "ermutigend". Georgina Johanan hingegen, Analystin bei JPMorgan, bemängelt, dass Zalando nun auf die ehemals propagierten zweistelligen Wachstumsraten verzichtet – ein Schritt, der sich bereits Anfang 2023 abzeichnete, als schmale Konsumentenbudgets das Geschäft zu drücken begannen. Im laufenden Jahr bleibt das Marktumfeld anspruchsvoll: Zalando rechnet damit, dass im schlimmsten Fall Umsatz und Bruttowarenvolumen lediglich das Vorjahresniveau streifen könnten. CEO Robert Gentz und CFO Sandra Dembeck sprechen jedoch auch vom Optimismus eines möglichen Umsatzwachstums von bis zu fünf Prozent. Über eine effizientere Profitabilität soll der bereinigte operative Gewinn gleichzeitig auf 380 bis 450 Millionen Euro ansteigen. Eine organisatorische Neuorientierung steht ebenfalls ins Haus: Die bisherige Aufteilung nach Verkaufskanälen weicht einer dualen Struktur, die die Geschäftswelten für Business- (B2B) und Privatkunden (B2C) vereint. Im B2C-Bereich bündelt Zalando nicht nur den Onlinehandel mit dem Großkundengeschäft, sondern auch Outlets und die "Lounge by Zalando", womit die Mehrzahl der Geschäftsaktivitäten abgedeckt wird. Im Jahr 2023 musste Zalando teils herbe Rückgänge im Bruttowarenwert und Umsatz der Online-Fashion-Stores verkraften, sowohl in der DACH-Region als auch im restlichen Europa. Die Outlets sowie die Online-Lounge, bekannt für ihre reichhaltigen Ausverkäufe, erfuhren hingegen mehr Kundenzuspruch. Das Gesamtbild zeigt: Der Bruttowarenwert sank um 1,1 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro; der Konzernumsatz um knapp zwei Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Jedoch konnte Zalando durch Kosteneinsparungen, unter anderem in der Logistik, den bereinigten operativen Gewinn auf etwa 350 Millionen Euro verdoppeln, was deutlich über den Marktprognosen lag. Unterm Strich verzeichnete Zalando einen Gewinn von 83 Millionen Euro, eine beträchtliche Steigerung gegenüber den 16,8 Millionen des Vorjahres. Währenddessen kann Zalandos Rivale Inditex mit einem soliden Gewinn- und Umsatzwachstum aufwarten, und H&M wird Ende März Einblicke in sein Geschäftsquartal geben.