Wöchentlicher Ausblick: Dax-Rekordlauf trifft auf geldpolitische Entscheidungen - Luft wird dünner

Eulerpool News
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Der Dax könnte seinen Rekordlauf in einer Woche fortsetzen, die gespickt ist mit geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB). Allerdings wird die Luft laut Experten dünner. Am Freitag erreichte der deutsche Leitindex nach dem US-Arbeitsmarktbericht ein weiteres Rekordhoch bei 16.782 Punkten. Die Jobdaten scheinen auf den ersten Blick gut zu sein, doch Experten weisen darauf hin, dass dies hauptsächlich auf Sondereffekte zurückzuführen ist. Diese Interpretationsmöglichkeiten liefern den Anlegern viel Raum für Diskussionen über Zinssenkungen. Der US-Arbeitsmarkt hat sich im November von seinem Rückgang im Vormonat erholt. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen ist gestiegen und hat die Erwartungen übertroffen. Dies bereitet den Börsianern jedoch nur bedingt Freude, da es stark genug ist, um die erwartete erste Zinssenkung nach hinten zu verschieben. Experten zufolge hängt der vergleichsweise starke Stellenaufbau in den USA vor allem mit zyklischen Jobs und Streikrückkehrern zusammen. Ohne diese Sondereffekte bleibt die Entwicklung des US-Arbeitsmarkts ähnlich mau wie zuvor, was zu einer weiteren Abschwächung der Konjunktur im vierten Quartal passt. Dies könnte der Hoffnung auf zeitnahe Zinssenkungen nicht im Wege stehen und weitere Dax-Rekorde ermöglichen. Die kommende Woche markiert den Beginn der 'heißen und zugleich finalen Phase des Börsenjahres', so die Experten von Index Radar. Am Dienstag folgen die US-Inflationszahlen, bevor am Mittwoch die US-Notenbank Fed und am Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Zinsentscheidungen im Fokus stehen. Obwohl von beiden Notenbanken vor Weihnachten keine Zinsschritte erwartet werden, bauen die Anleger bereits auf sinkende Zinsen im Jahr 2024. Nach Einschätzung von Chefvolkswirt Edgar Walk vom Bankhaus Metzler wird die wirtschaftliche Lage in der Eurozone schwächer eingeschätzt als in den USA. Zudem erwartet Walk einen stärkeren Rückgang der Kerninflation in der Eurozone im Vergleich zu den USA. Der EZB wird voraussichtlich nicht gelingen, ihr Zwei-Prozent-Ziel in den kommenden Monaten zu erreichen. Dennoch nähert sie sich dem Ziel, was zu Spekulationen über eine schnellere Zinswende führt. Dies könnte den Anlegern nach der EZB-Pressekonferenz eine gute Stimmung an den Aktien- und Rentenmärkten bescheren, so Experte Ulf Krauss von der Landesbank Helaba. LBBW-Experte Elmar Völker weist jedoch darauf hin, dass das Potenzial für Enttäuschungen beträchtlich ist. Noch sei unklar, inwieweit Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde den Zinssenkungsspekulationen verbal entgegenwirken werden. Die extrem hohen Erwartungen der Marktteilnehmer müssen sich im kommenden Jahr an den Zinssenkungen messen lassen. Trotz des gegenwärtigen Rekordlaufs am Aktienmarkt warnen Experten vor einer möglichen kurzfristigen Korrektur, abhängig von den Signalen der Notenbanken. Marktexperte Christoph Geyer erklärt, dass selbst der schönste und stabilste Aufwärtstrend nicht dauerhaft mit der zuletzt gesehenen Dynamik fortgesetzt werden kann. Eine Woche steht bevor, die möglicherweise einen kurzfristigen Knick nach unten bereithält. Dies würde zu dem Gesamtbild passen und eine Korrektur bis in den Bereich des Ausbruchs rechtfertigen, was wiederum die seit Anfang November laufende Jahresendrallye unterstützen könnte. Jenseits der Geldpolitik steht auf der Agenda auch ein weiteres konjunkturelles Highlight: die ZEW-Konjunkturerwartungen am Dienstag. Die Stimmung der Finanzexperten in Deutschland hat sich in den letzten vier Monaten zwar kontinuierlich verbessert, befindet sich aber immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Außerdem werden am Mittwoch Zahlen zur Industrieproduktion der Eurozone erwartet, sowie frische Einkaufsmanagerindizes am Freitag. Zahlreiche Institute werden zudem ihre Konjunkturprognosen für 2024 veröffentlichen. Hinsichtlich Unternehmensnachrichten erwartet uns eine ruhige Woche. Der Medizintechnikhersteller Carl Zeiss Meditec wird am Dienstag seine Jahreszahlen veröffentlichen, gefolgt vom Ingenieursdienstleister Bertrandt am Donnerstag. Auch aus der Modebranche gibt es Neuigkeiten: Inditex zieht eine Bilanz nach neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres und H&M berichtet über den Umsatz im vierten Geschäftsquartal.