Varta plant drastische Maßnahmen zur Unternehmensrettung: Aktionäre und Gläubiger sollen Abstriche machen

  • Varta plant tiefgreifende Umstrukturierung zur Rettung vor drohender Insolvenz.
  • Widerstand unter Gläubigern gegen geplanten Kapitalschnitt und Ausschluss von Kapitalerhöhungen.

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Der traditionsreiche Batteriekonzern Varta steht vor tiefgreifenden Umstrukturierungsmaßnahmen, um einer drohenden Insolvenz zu entkommen. In einem überraschenden Schritt plant das Unternehmen, altgediente Aktionäre aus dem Konzern zu verdrängen und Gläubiger zur teilweise Streichung ihrer Ansprüche zu bewegen. Bereits jetzt formiert sich Widerstand unter den Gläubigern gegen diese Vorhaben. Am Sonntagabend verkündete Varta in Ellwangen, dass dem Amtsgericht Stuttgart kurzfristig ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -Restrukturierungsgesetz (StaRUG) angezeigt wird. Ziel dieser Maßnahme ist die nachhaltige Abwendung einer möglichen Insolvenz und der Schutz von Arbeitsplätzen sowie Gläubigerinteressen. Für die bisherigen Aktionäre hält die Ankündigung bittere Nachrichten bereit: Der Plan sieht eine Herabsetzung des Grundkapitals auf null Euro vor, gefolgt von einer Kapitalerhöhung ohne Bezugsrechte und Ausgabe neuer Aktien. Dieses Vorgehen würde die bisherigen Anteilseigner vollständig aus dem Unternehmen drängen, was aus Sicht von Varta vermutlich nicht die erforderliche Zustimmung der Hauptversammlung erhält. Stattdessen soll das StaRUG zur Anwendung kommen, das gewisse Rechte einzelner Aktionäre und Gläubiger außer Kraft setzen kann, um den Bestand eines operativ lebensfähigen Unternehmens nicht zu gefährden. Varta benötigt finanzielle Mittel im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, um den Betrieb fortzusetzen. Die Beteiligung von Finanzgläubigern und Investoren ist vorgesehen, wobei Gespräche mit dem bisherigen Mehrheitseigentümer und Aufsichtsratschef Michael Tojner sowie der Porsche AG, einem Mitglied des Volkswagen-Konzerns, laufen. Porsche hatte kürzlich Interesse bekundet, Vartas Geschäft mit Elektroautobatterien zu übernehmen. In Finanzkreisen wird der geplante Rettungsplan jedoch kritisch gesehen. Insbesondere größere Gläubiger sind besorgt, da sie von der geplanten Kapitalerhöhung ausgeschlossen wären. Der Plan sieht vor, dass nur der bisherige Mehrheitsaktionär und Porsche die Möglichkeit haben, nach dem Kapitalschnitt frisches Geld zu investieren und somit Beteiligung am Unternehmen zu behalten, was eine faire Gleichbehandlung infrage stellt. Varta-Chef Michael Ostermann betont, dass beide vorliegenden Restrukturierungsvorschläge zum Wohle des Unternehmens geprüft werden. Die finanziellen Verbindlichkeiten gegenüber großen institutionellen Kreditgebern belaufen sich Schätzungen zufolge auf knapp eine halbe Milliarde Euro. Vertreter der Gläubiger drängen auf eine stärkere Beteiligung an den Rettungsschritten. Seit seinem Börsengang im Jahr 2017 zu einem Kurs von 17,50 Euro hat das Varta-Papier eine volatile Geschichte hinter sich. Anfang 2021 erreichte der Aktienkurs seinen Höchststand von 181,30 Euro, bevor er kontinuierlich an Wert verlor. Zuletzt notierte die Aktie bei 10,32 Euro, was einem Börsenwert von rund 440 Millionen Euro entspricht. Mehr als die Hälfte der Aktien ist im Besitz von Montana Tech Components, die im Eigentum von Michael Tojner steht.
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