Streikgefahr auf Deutschlands Baustellen wächst

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Die Fronten im deutschen Baugewerbe verhärten sich, nachdem die Arbeitgeberverbände der Bauindustrie und des Baugewerbes den jüngst vorgelegten Schlichterspruch zurückgewiesen haben. Damit rückt das Szenario von Streiks auf den Baustellen näher, da die Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) unmissverständlich Arbeitskämpfe von rund 930.000 Beschäftigten angekündigt hat. Die Gewerkschaft hatte sich zuvor positiv zum Vorschlag des ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, positioniert, der ein Plus von 250 Euro pro Monat ab Mai und eine weitere Erhöhung von bis zu 4,95 Prozent abhängig von der Region vorsah. Die IG BAU droht nun jedoch damit, die Schlichtungsempfehlungen nicht mehr anzuerkennen und für eine Steigerung um 500 Euro monatlich zu kämpfen, wie es Robert Feiger, Chef der IG BAU, fordert. Die Arbeitgeber kritisieren indes schwere Defizite im Schlichtungsvorschlag, unter anderem eine unlogische Gehaltsstruktur für Auszubildende und nicht vertretbare pauschale Lohnsteigerungen. Jutta Beeke, Vize im Hauptverband der Bauindustrie, sieht eine Schieflage bei den Gehaltsanpassungen, die nicht im Interesse der Arbeitgeber sein kann. Nachdem die IG BAU die Verhandlungen nach der dritten Runde für gescheitert erklärte, war das Schlichtungsverfahren in Gang gesetzt worden. Schlegel veröffentlichte seinen Vorschlag am 19. April nach Gesprächen in Wiesbaden, stieß jedoch nicht auf Gegenliebe bei den Arbeitgebern. Zum Kern der Auseinandersetzung gehört auch die wirtschaftliche Lage der Baubranche, die insbesondere im Wohnungsbau hart getroffen ist. Dennoch verteidigen die Branchenverbände ZDB und HDB ihr Angebot eines gestaffelten Lohnanstiegs über zwei Jahre und warnen vor den Folgen einer Ignoranz gegenüber der vorherrschenden Krise. Deutschlands Bauhauptgewerbe, das mit einem Umsatz von 162 Milliarden Euro (2023) traditionell die Konjunktur belebt hat, steht vor neuen Herausforderungen. Angesichts der aktuellen Entwicklung könnten bald wichtige Projekte ins Stocken geraten, sollte es tatsächlich zu den angedrohten Streiks kommen.
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