Southwest Airlines verabschiedet sich von freier Sitzplatzwahl: Chancengleichheit ade?

Am Donnerstag kündigte Southwest Airlines an, dass das bisher einzigartige Boarding-System, bei dem Passagiere ihre Sitzplätze frei wählen konnten, durch feste Sitzplatzzuweisung ersetzt wird. Die Änderung, die sich seit Monaten abzeichnete, kam dennoch überraschend, da die Regelung über 50 Jahre in Kraft war und der Fluggesellschaft sowohl treue Anhänger als auch Kritiker eingebracht hatte. Bisher erhielten Passagiere keine Sitzplätze bei der Buchung oder beim Check-in, sondern eine Boarding-Position – eine Buchstabengruppe und eine Nummer. Am Gate stellten sich die Reisenden entsprechend ihrer Position in die Schlange und konnten im Flugzeug jeden freien Sitzplatz wählen – wer zuerst kam, saß zuerst. Nach Bekanntwerden der Änderung äußerten treue Southwest-Reisende starke emotionale Reaktionen in sozialen Medien und auf dem Diskussionsforum der Southwest-Website. Unter ihnen auch Evan Bell aus Indianapolis, der hofft, dass die Fluggesellschaft ihre Entscheidung rückgängig machen wird. „Ich bin definitiv entmutigt, mit Southwest zu fliegen,“ sagte Bell. „Früher konnte ich überall sitzen.“ Die Airline versuchte, die Bedenken zu zerstreuen: „Wir wissen, dass die Platzvergabe nicht für jeden Kunden ideal ist“, antwortete sie wiederholt auf besorgte Posts auf X. „Wir entwickeln uns weiter, um den sich ändernden Kundenpräferenzen gerecht zu werden, und unsere Forschung zeigt deutlich den Wunsch nach festen Sitzplätzen.“ Reisende spekulierten auch online darüber, wann die Sitzplatzvergabe im nächsten Jahr beginnen wird, wie dies mit den derzeitigen Optionen für beschleunigtes Boarding funktionieren wird und welche weiteren Änderungen folgen könnten: Wird die Airline für Sitzplatzreservierungen Gebühren erheben, ähnlich wie die meisten anderen Inlandsfluggesellschaften? Und was ist mit den zwei kostenlosen aufgegebenen Gepäckstücken, die jeder Southwest-Fluggast erhält? Wird dieses geschätzte Privileg ebenfalls verschwinden, wenn andere Airlines die Gepäckgebühren erhöhen? Einige Reisende empfanden, dass das System effizienter war und die Boarding-Zeit verkürzte. Andere wiederum bemängelten, dass das offene Boarding in letzter Zeit durch unangemessenes Verhalten, wie das Reservieren von Sitzplätzen und die Missbrauch der beschleunigten Boarding-Politik, an Effektivität verloren hatte. Ein Reddit-Post beschrieb, dass dutzende Rollstuhlfahrer vor den Flügen nach Las Vegas warteten, aber bei Ankunft die Hilfe scheinbar nicht mehr benötigten. „Die Flüge nach Vegas sind ein Wunder – die Hälfte des Flugzeugs ist über den Rocky Mountains geheilt!“ Besonders Geschäftsreisende schätzten die Flexibilität, die das offene Boarding ermöglichte. „Ich musste nicht mehr für bevorzugte Sitzplätze bezahlen und mich dann vor den Buchhaltern meiner Firma rechtfertigen,“ sagte Michael Gerhart, ein 49-jähriger Vertriebsleiter. „Ich hasse es, langsam durch die erste Klasse zu schlendern und dann um Platz für Gepäck kämpfen zu müssen, es sei denn, ich zahle viel mehr. Es ist erniedrigend.“ Southwest Airlines kämpft finanziell und meldete für das erste Quartal dieses Jahres einen Verlust von 231 Millionen Dollar. Als Teil eines umfassenderen Efforts zur Umsatzsteigerung kündigte das Unternehmen auch an, dass ab nächstem Jahr Premium-Sitzplätze mit mehr Beinfreiheit angeboten werden sollen. Timothy Sandefur vom Goldwater Institute kritisierte die Entscheidung und merkte an, dass es unklug sei, neue Kunden zu gewinnen, indem man die Dinge abschafft, die bestehende Kunden loyal machen. Obwohl Southwest derzeit keine Gebühren für die Sitzplatzwahl erhebt, bleibt unklar, ob sich dies mit Einführung der festen Sitzplatzvergabe im nächsten Jahr ändern wird.