Schockwellen im globalen Finanzsystem: Yen-Carry-Trades in der Krise

  • Yen-Carry-Trades führen zu Turbulenzen auf den weltweiten Märkten.
  • Steigende Zinsen in Japan und mögliche Zinssenkungen in den USA beeinträchtigen die Strategie.

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Die weltweiten Aktien- und Anleihemärkte, insbesondere die japanischen, erleben derzeit eine drastische Korrektur aufgrund des Zusammenbruchs der beliebten Yen-Carry-Trades. Diese Strategie, die auf der Aufnahme von Yen zu niedrigen Zinsen und der anschließenden Investition in höher verzinste Anlagen basiert, wird durch steigende Zinsen in Japan, eine volatile Yen-Entwicklung und bevorstehende Zinssenkungen in den USA und anderen Wirtschaftsräumen erschüttert. Der Mechanismus hinter Yen-Carry-Trades ist simpel: Investoren leihen sich Yen, oder andere Währungen mit ähnlich niedrigen Zinssätzen, um sie in höher verzinste Währungen und deren Anleihen zu investieren. Besonders häufig werden dabei US-Dollar, mexikanische Pesos und neuseeländische Dollar verwendet. Die erwarteten jährlichen Renditen dieser Trades bewegen sich üblicherweise zwischen fünf und sechs Prozent. Der Ursprung dieser Praxis lässt sich auf das Jahr 1999 zurückführen, als Japan seine Zinssätze nach dem Platzen der Vermögensblase auf null senkte. Zum modernen Phänomen wurde der Yen-Carry-Trade allerdings erst unter Premierminister Shinzo Abe im Jahr 2013, als er seine expansive Geldpolitik einführte. Auch wenn niemand die genaue Größe des Yen-Carry-Trades kennt, schätzen Analysten etwa 350 Milliarden US-Dollar in kurzfristigen Auslandskrediten durch japanische Banken. Durch den Einsatz von Hebeleffekten könnten Hedgefonds und computergesteuerte Fonds diese Zahl jedoch deutlich erhöhen. Japan ist mit rund 4,54 Billionen Dollar an ausländischen Portfolioinvestitionen weiterhin weltweit führend. Die aktuelle Situation im Yen-Carry-Trade wird vor allem durch erwartete Zinserhöhungen in Japan und eine mögliche Senkung der Fed-Zinsen bis September angeheizt. Diese Entwicklung hat den Yen innerhalb eines Monats um 13 Prozent ansteigen lassen und damit die ohnehin schmalen Gewinne in Yen-Dollar-Carry-Trades zunichte gemacht. Angesichts dieser Situation sehen sich zahlreiche institutionelle Investoren gezwungen, ihre unprofitablen Yen-Carry-Positionen aufzulösen und andere Aktien- sowie Anleiheengagements zu reduzieren, was zu erheblichen Turbulenzen auf den Märkten führt.
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