Rot-Grüner Senat ebnet MSC den Weg in Hamburgs Hafen

  • Hamburg will 49,9% der HHLA-Anteile an MSC verkaufen.
  • Gewerkschaften und Experten kritisieren den Deal stark.

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Die Hamburgische Bürgerschaft steht kurz davor, den weitreichenden Deal mit der weltgrößten Reederei MSC abzusegnen. Sollte die rot-grüne Koalition in ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause ihre Zustimmung geben, könnte ein Vertrag von mindestens 40 Jahren Laufzeit in Kraft treten. Die Opposition hat lediglich die Möglichkeit, die Entscheidung bis nach der Sommerpause zu vertagen, indem sie die zweite Lesung verweigert. Doch was verbirgt sich hinter diesem Geschäft? Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ist ein bedeutender Akteur im Hamburger Hafen, mit einer beeindruckenden Geschichte, die bis zur Gründung der Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft (HFLG) im Jahr 1885 zurückreicht. Die HHLA betreibt die drei großen Containerterminals Tollerort, Altenwerder und Burchardkai und hat eine jährliche Umschlagsmenge von etwa 5,9 Millionen Standardcontainern (TEU). Darüber hinaus betreibt die HHLA Terminals in Odessa, Triest und Muuga. Neben der Containerlogistik ist das Unternehmen auch in den Bereichen Schienen- und Straßenverkehr, über seine Tochtergesellschaft Metrans, sowie im Immobilienbereich tätig. Doch die HHLA steckt in einer schwierigen Situation. Internationale Krisen belasten den Hafenlogistiker stark. Der Umsatz im letzten Jahr betrug zwar etwa 1,45 Milliarden Euro, aber der Gewinn belief sich lediglich auf 20 Millionen Euro. Der Containerumschlag sank um 7,5 Prozent und der Containertransport um 5,4 Prozent. Diese Tendenz hält seit der Finanzkrise von 2008 an. Im ersten Quartal dieses Jahres rutschte die HHLA sogar in die roten Zahlen. Ein strategischer Wandel bei den großen Reedereien verschärft die Situation zusätzlich. Kooperationen wie die "Gemini Cooperation" zwischen Maersk und Hapag-Lloyd bedeuteten für die HHLA, dass sie künftig weniger bevorzugt angesteuert wird. Neue Zielhäfen sind Bremerhaven und Wilhelmshaven, wo die Reedereien eigene Terminals besitzen oder kontrollieren. Angesichts dieser Herausforderungen benötigt die HHLA dringend finanzielle Mittel, um ihre Terminals zu modernisieren und zu automatisieren. Der Deal zwischen der Stadt Hamburg und MSC soll Abhilfe schaffen. Hamburgs rot-grüner Senat plant, 49,9 Prozent der HHLA-Anteile an MSC zu verkaufen, während die Stadt ihren Anteil auf 50,1 Prozent reduziert. MSC verpflichtet sich, ihr Ladungsaufkommen an den HHLA-Terminals ab 2025 zu erhöhen und bis 2031 auf eine Million TEU pro Jahr zu steigern. Zudem soll eine neue Deutschlandzentrale in der Hafencity entstehen, die auch die Kreuzfahrtsparte MSC Cruises beherbergen wird. Dazu kommen 700 neue Arbeitsplätze in Hamburg. Das Eigenkapital der HHLA soll um 450 Millionen Euro aufgestockt werden. Dennoch gibt es erheblichen Widerstand. Gewerkschaften, Betriebsräte und Experten bezeichnen das Geschäft als "historischen Fehler". Insbesondere der ausgehandelte Preis von 16,75 Euro pro Aktie wird scharf kritisiert. Gunter Bonz, ehemaliger Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, kommentierte: "Glückwunsch an MSC. Das Unternehmen hat alles richtig gemacht und den Senat nach Strich und Faden über den Tisch gezogen." Seiner Meinung nach ist die HHLA deutlich mehr wert.
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