Roche strafft Medikamenten-Portfolio: Fokus auf Transformatives

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Inmitten einer grundlegenden Neuausrichtung unter ihrem neuen Chef Thomas Schinecker hat die Roche Holding einen bedeutenden Schnitt in ihrer Arzneimittelpipeline vorgenommen. Innerhalb von sechs Monaten reduzierte der Schweizer Pharmakonzern sein Portfolio um ein Fünftel, was insbesondere Entwicklungsprojekte im Bereich Krebs und Neurologie betrifft. Waren zuvor noch 82 Neuentwicklungen gelistet, sind es nach Streichungen von 16 und Hinzufügungen von 12, darunter ein Medikament gegen Übergewicht aus der Übernahme von Carmot Therapeutics für 3,1 Milliarden Dollar, nun insgesamt 78 Projekte. Die Bereinigung zielt auf die Förderung aussichtsreicher, den Unterschied machender Behandlungen. 'Wir haben unsere Pipeline umgebaut, damit sie in jedem Gebiet führend ist', erklärt Schinecker, der im März des Vorjahres das Steuer übernahm. Seine Amtszeit ist auch von Rückschlägen geprägt, wie zuletzt dem Scheitern in der späten Testphase eines Medikaments gegen Alzheimer. Das Unternehmen arbeitet ebenso daran, seine Produktionseffizienz zu steigern. Kürzlich wurde ein großes Werk in Kalifornien an den Auftragshersteller Lonza für 1,2 Milliarden Dollar verkauft. Trotz eines Umsatzrückgangs von 6 Prozent im ersten Quartal des Jahres 2024 – vorrangig bedingt durch den starken Schweizer Franken und fallende Verkaufszahlen des Covid-19-Mittels Ronapreve – verzeichnen andere Produkte wie das Augenmedikament Vabysmo und das Multiple-Sklerose-Medikament Ocrevus positive Entwicklungen. Hierbei übertrafen die Verkaufszahlen von Vabysmo die Prognosen deutlich mit Einnahmen von 847 Millionen Franken, während Ocrevus einen Anstieg von 8 Prozent auf 1,6 Milliarden Franken verbuchen konnte. Dennoch mahnen Analysten von Jefferies zur Geduld, da Sorgen um die Forschungs- und Entwicklungsproduktivität nicht kurzfristig ausgeräumt werden könnten; wesentliche Studienergebnisse blieben 2024 aus und das Wachstum bei den umsatzstärksten Medikamenten schwäche sich ab. Roche denkt auch über eine Erweiterung seiner Produktionskapazitäten in China nach. Für Schinecker ist es wichtig, 'Medikamente für China in China' herzustellen. Zwar produziere man bereits Diagnostika im Land, doch blieb die Pharmaherstellung bislang limitiert. Dies steht im Kontrast zu den Bestrebungen westlicher Pharmaunternehmen, die Produktion für den US-Markt von chinesischen Auftragsherstellern wegzurücken – auch im Hinblick auf Gesetzesentwürfe, die chinesischen Firmen US-Bundesfördermittel vorenthalten könnten. AstraZeneca etwa kündigte an, unabhängige Medikamentenlieferketten für die USA und China aufzubauen.