Proteste bei Temu: Händler in China erheben schwere Vorwürfe

  • Unabhängige Händler protestieren gegen Strafgebühren und zurückgehaltene Zahlungen bei Temu.
  • Goldman Sachs prognostiziert für Temu im Jahr 2024 einen Bruttowarenwert von 45 Milliarden US-Dollar.

Eulerpool News·

Der Online-Einkaufsplattform Temu stehen erneut schwierige Zeiten bevor. Nachdem bereits in der Vergangenheit Geschäftsgebaren des Unternehmens hinterfragt wurden, sorgt nun eine Protestwelle unabhängiger Händler aus China für Aufsehen. Diese verkaufen ihre Produkte über Temu, dem populären Konkurrenten von Amazon. Hunderte Händler versammelten sich jüngst in Guangzhou und protestierten gegen angeblich ungerechte Strafgebühren und zurückgehaltene Zahlungen. Die Demonstrationen, die Anfang dieser Woche ihren Höhepunkt erreichten, beleuchten die Herausforderungen, vor denen Temu steht. Das Unternehmen gehört zum chinesischen E-Commerce-Riesen PDD und expandiert derzeit ambitioniert global, zuletzt nach Thailand. Die Plattform Temu agiert als Online-Shop und bietet preisgünstige Waren von über 100.000 selbstständigen Verkäufern, größtenteils aus China, an. Laut Videos, die CNN von einem Demonstranten erhielt, forderten die Protestierenden lautstark ihr Geld ein. Einige schafften es, ins Büro einzudringen und einen Sitzstreik zu veranstalten. Trotz der lauten und angespannten Atmosphäre blieb es friedlich. Zwei Lieferanten gaben anonym an, dass die Proteste sich gegen unverhältnismäßig hohe Strafgebühren richteten, die Temu für schlechten Kundenservice erhebt, etwa bei verspäteten Lieferungen oder falschen Produktbeschreibungen. Mehrere Verkäufer berichteten von Strafgebühren, die ein Vielfaches des Großhandelspreises der Produkte ausmachten. Eine Verkäuferin von Haushaltswaren klagte zusätzlich, dass Temu angeblich rund zwei Millionen Yuan aus abgeschlossenen Verkäufen eingefroren habe. Ihr wurde mitgeteilt, ihre Produkte hätten gegen Regeln verstoßen, doch blieb unklar, worin genau das Problem lag. Eine Sprecherin von Temu bestritt das Ausmaß der Proteste und erklärte, nur ein Dutzend Verkäufer, hauptsächlich aus dem Bekleidungssektor, habe sich versammelt. Unter dem Slogan "shop like a billionaire" startete Temu im September 2022 wenig beachtet in den USA, schaffte es jedoch schnell, Anhänger zu gewinnen. Die App wurde laut Sensor Tower bislang über 600 Millionen Mal heruntergeladen und war im letzten Jahr die achtmeist heruntergeladene App weltweit. Goldman Sachs prognostiziert, dass Temu im Jahr 2024 einen Bruttowarenwert von 45 Milliarden US-Dollar erzielen wird, ein enormer Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Mit kostenlosen Versand- und Rückgabebedingungen innerhalb von 90 Tagen lockt Temu weiterhin Verbraucher an, ein Modell, das sich bereits für Amazon und Wayfair als erfolgreich erwiesen hat. Ivy Yang von Wavelet Strategy erklärte, dass Temus aggressive Expansion ein Ungleichgewicht der Anreize geschaffen habe. Während Verbraucher günstigere und bessere Waren verlangen, streben Verkäufer nach höheren Margen und Temu nach wiederkehrenden Einnahmen. Sprecher von Temu betonen indes den Erfolg der meisten Händler auf der Plattform und versichern, sich um faire Maßnahmen und Streitbeilegungen zu bemühen.
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